Die ehemalige Villa Stefan Zweigs liegt am Kapuzinerberg in Salzburg. Wolfgang Porsche will darunter einen Tunnel graben lassen. © Michael Hudelist
Salzburg – Aufregung in Salzburg: Der Industrielle Wolfgang Porsche will unter der ehemaligen Villa des Schriftstellers Stefan Zweig am Kapuzinerberg einen rund 500 Meter langen Tunnel samt Tiefgarage für sich und seine Entourage graben lassen. Die Stadt Salzburg gewährte dem 81-Jährigen das Wegerecht und die Bewilligung, unter öffentlichem Grund zu graben. Für gerade mal 40 000 Euro, kritisiert die Rathaus-Opposition.
Ferdinand Porsche hatte in den 1930er-Jahren den VW Käfer entwickelt. Sein Enkel Wolfgang hatte die Villa im Oktober 2020 für 8,4 Millionen Euro gekauft. Sie wird derzeit renoviert. Das Gesamtvermögen der Familie wird auf 22,5 Milliarden Euro geschätzt.
Aus einer Antwort auf eine Rathaus-Anfrage geht nun hervor, dass der 500 Meter lange Tunnel auf städtischem Grund gebaut werden soll. Porsche will auch eine private Tiefgarage errichten. Bisher war man davon ausgegangen, dass sich Wolfgang Porsche mit einer einmaligen Zahlung von 40 000 Euro nur das Recht erkauft, auf städtischem Grund eine Einfahrt zu seinem künftigen Privattunnel zu errichten. Doch offenbar hat er sich auch die Erlaubnis erkauft, die gesamte Tunnelanlage auf rund 1500 Quadratmetern städtischen Grunds zu errichten. Die grüne Rathausfraktionschefin Ingeborg Haller sagt im ORF: „Wir haben den Tunnel, wir haben aber auch rund 300 Quadratmeter für eine Privatgarage für zehn bis zwölf Autos. Da reden wir, glaube ich, über ganz andere Dimensionen.“
Die Stadt habe nie durch ein Gutachten prüfen lassen, wie viel sie für die Nutzungsrechte verlangen kann, kritisiert Haller: Der Dienstbarkeitsvertrag mit Porsche wurde vom damaligen Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) am 4. April 2024 unterschrieben. Preuners Nachfolger Bernhard Auinger (SPÖ) wurde am 8. Mai vereidigt. Auch SPÖ-Fraktionschef Vincent Pultar unterschrieb damals. Gegenüber dem ORF erklärte Pultar, er habe aufgrund des Stadtrechts mit unterschreiben müssen.
JOHANNES WELTE