NACHGEFRAGT

„Starkbier muss ausgewogen und süffig sein“

von Redaktion

…bei der bayerischen Bierkönigin Linnea Klee.

Für Starkbierfans beginnt die schönste Zeit im Jahr: In vielen Wirtshäusern und Festzelten kommen nun die höherprozentigen Bierspezialitäten auf den Tisch. Was sie ausmacht und warum man sie am besten aus dem Kelch trinkt, verrät die bayerische Bierkönigin Linnea Klee aus Pfaffenhofen an der Ilm.

Frau Klee, was macht ein richtig gutes Starkbier aus?

Ein Starkbier muss mindestens 16 Prozent Stammwürze-Gehalt haben, ein Doppelbockbier mindestens 18. Als Stammwürze-Gehalt bezeichnet man die Konzentration des Malzzuckers vor der Vergärung der Würze mit Bierhefe. Im Vergleich zu einem Hellen, das mindestens elf Prozent Stammwürze-Gehalt haben muss und rund fünf Prozent Alkoholgehalt hat, entsteht aufgrund des höheren Malzzuckergehaltes beim Starkbier mehr Alkohol. Der Gehalt liegt dann zwischen 6,5 und 8,5 Prozent.

Abgesehen vom Alkohol, welche Geschmacksnoten und Aromen gehören typischerweise zum Starkbier?

Starkbiere sind oft malzbetont und haben intensive malzaromatische Aromen. Typisch sind Noten von Karamell, Honig und geröstetem Brot. Bei dunklen Starkbieren können auch Schokoladen- oder Röstnoten auftreten. Bei Weizenstarkbieren entstehen durch die obergärigen Hefen fruchtige Akzente nach Trockenfrüchten oder Banane. Untergärige Starkbiere, also Bock- und Doppelbockbiere, haben würzige Noten wie Nelke oder Vanille und eine angenehme alkoholische Wärme. Der Körper ist vollmundig, oft mit leichter Restsüße und sanfter Kohlensäure. Trotz ihrer Stärke sind Starkbiere harmonisch ausgewogen und süffig.

Warum ist Starkbier ausgerechnet hier so beliebt?

Starkbiere haben in Bayern eine lange Tradition, die eng mit der Klosterbraukunst verbunden ist. In den bayerischen Klöstern hat man sie als nahrhafte Fastenbiere streng nach der Regel „Flüssiges bricht Fasten nicht!“ gebraut. Bayerische Fastenstarkbiere sind deshalb traditionell auch Doppelbockbiere mit über 18 Prozent Stammwürze-Gehalt. Zu erkennen sind sie an ihren Namen, die in der Regel die Endung -ator haben wie zum Beispiel Salvator, Triumphator, Operator, Maximator oder Peccator. Außerdem passen Fastenstarkbiere hervorragend zur herzhaften bayerischen Küche – und die Starkbierfeste in der Fastenzeit mit der Fastenpredigt sind fester Bestandteil der bayerischen Bierkultur.

Sie sind selbst Brauerin. Was ist aus Ihrer Sicht die Herausforderung beim Brauen von Starkbier?

Die große Kunst ist, die perfekte Ausgewogenheit zwischen Malzaromatik, Hopfenbittere und Restsüße hinzubekommen. Da kommt es nicht nur auf die richtige Rezeptur und Technologie beim Brauen an, eine ganz wichtige Rolle spielt auch der richtige Hefestamm, die Vitalität der Hefe und der erzielte Endvergärungsgrad. Das ist der Anteil an unvergorenen Malzzuckern nach der Vergärung. Starkbiere, bei denen diese Ausgewogenheit sehr gut ist, sind deshalb nicht gerade ungefährlich: Sie sind trotz ihres hohen Alkoholgehalts sehr süffig.

Wenn man ein Starkbier zu viel hatte. Was hilft am besten dagegen?

Am besten ist, es gar nicht so weit kommen zu lassen und so eine gehaltvolle Spezialität einfach bewusst und in kleinen Mengen zu genießen.

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