Fahnen hoch für mehr Geld: Fluggäste müssen sich am Montag auf massive Einschränkungen einstellen. © dpa
München – Verdi hat Beschäftigte im öffentlichen Dienst zum ganztägigen, großen Warnstreik am Montag aufgerufen. Das betrifft Angestellte von Bund und Kommunen, aber auch Tarifbeschäftigte an elf Flughäfen – darunter München. Hier werden laut Verdi-Sprecher Nils Schmidbauer rund 1000 Mitarbeiter (auch Boden-Services) zum Ausstand aufgerufen. Sie hissen aus Protest die Fahnen. Heißt laut Airport: Viele der 820 geplanten Flüge fallen wohl aus.
Laut der Gewerkschaft wird es „zu massiven Einschränkungen bei Abflügen und Ankünften bis hin zu Flugstreichungen kommen“. Das Nachsehen haben dann wohl viele Reisende. Aber sie haben auch Rechte. Laut ADAC hat man bei Annullierungen Anspruch auf eine Entschädigung nach der EU-Fluggastrechte-Verordnung. Ausnahmen gibt es bei außergewöhnlichen Umständen, die die Airline nicht beeinflussen kann. Was gilt, hängt vom Einzelfall ab. Ein externer Streik (vom Airport-Personal – wie für Montag geplant) gilt meist als außergewöhnlich – daher muss die Airline keine Entschädigung zahlen. Allgemein gilt aber: Die Airline muss die gebuchte Reise sicherstellen, wenn nötig per Bahn oder Bus .
Weil Verdi alle Beschäftigten im Öffentlichen Dienst zum Ausstand aufruft, sind darunter am Donnerstag auch städtische Mitarbeiter in München, etwa von Kitas. Dazu kommen Kollegen von Straßenreinigung, Gartenbau, vom Sozial- sowie Gesundheitsreferat (auch von der städtischen München Klinik). Claudia Weber von Verdi München sagt: „Unsere Kollegen sind am Limit. Die Beschäftigten halten die Stadt am Laufen, doch ihre Leistung wird nicht angemessen honoriert. Wir fordern nicht nur gute Löhne, sondern auch bessere Arbeitsbedingungen und Respekt für unsere Arbeit.“
Begründet wird der Ausstand mit der ergebnislosen Tarif-Verhandlung. Verdi kritisiert: Die Arbeitgeber „wollen eine Laufzeit von drei Jahren und eine möglichst geringe Entgeltsteigerung“. Einige Landesverbände hätten sogar eine Nullrunde beschlossen. Verdi fordert acht Prozent mehr Geld, mindestens aber ein Plus von 350 Euro im Monat. Dazu kommen höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten sowie drei zusätzliche freie Tage.
Bereits vor rund einer Woche wurde der Flughafen München bestreikt. Damals wurden rund 90 Prozent von 830 Flügen gestrichen. Wie es diesmal läuft, „liegt natürlich an der Streikbeteiligung und den Planungen der Airlines“, so Verdi-Sprecher Schmidbauer. Ein Sprecher des Flughafens erklärt, man rechne mit massiven Auswirkungen auf den Flugbetrieb. Reisende müssten sich auf einen sehr stark reduzierten Flugplan und Verspätungen einstellen. Man gehe davon aus, dass die Airlines den Großteil der geplanten Flüge streichen. Reisende werden gebeten, sich über den Flugstatus bei ihrer Airline zu informieren. Bei einer Annullierung wird empfohlen, nicht zum Airport zu kommen und stattdessen Reiseanbieter oder Fluggesellschaft zu kontaktieren.
Scharfe Kritik am Ausstand kommt etwa von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. „Die Streiks richten sich formal gegen den Tarifpartner, faktisch aber gegen die Passagiere“, heißt es in einer Mitteilung. Die Folge sei ein Chaos – mitsamt einem „erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden“, so Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Verdi erachtet den Druck in Form der Arbeitsniederlegungen als nötig, damit Bewegung in die Verhandlungen kommt. „Die Unannehmlichkeiten, die dieser Streik für die Fluggäste mit sich bringt, bedauern wir natürlich“, so Yvonne Götz, Gewerkschaftssekretärin am Flughafen München. Daher habe man die Aktion bewusst angekündigt. So könnten sich Reisende rechtzeitig darauf einstellen. Verhandelt wird erneut vom 14. bis 16. März. Für Dienstag erwartet der Münchner Airport wieder einen regulären Betrieb.
R. MITTERMEIER