Das Butterbrot ist der bayerische Brotzeit-Klassiker. © IMAGO
München – Bei Lidl, Aldi und Co. kostet ein Packerl Butter der Eigenmarke jetzt 1,99 Euro. Ein Preishammer. Viele erinnern sich noch an Oktober – damals kletterte der Preis für 250 Gramm Butter selbst im Discounter-Kühlregal auf das Allzeithoch von 2,39 Euro. Damit hatte sich das Produkt innerhalb eines Jahres um knapp 40 Prozent verteuert. Zum Vergleich: Der alte Rekord lag im Herbst 2022 bei 2,29 Euro. Die Preise bekannter Marken und Bio-Produkte lagen bis Januar bei bis zu vier Euro. Aktuell gibt es Butter für rund 2,50 Euro.
Lidl erklärte vergangene Woche als Erstes, die Preise für seine Deutsche Markenbutter zu senken – und setzte damit eine Spirale in Gang: Kaufland, Edeka, Netto, Norma und Penny kündigten ebenfalls reduzierte Preise für ihre Eigenmarken an. „So ein Preiskampf ist üblich“, sagt Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern. „Mit Blick auf den Weltmarkt aber sind diese aktuellen Preissenkungen nicht nachzuvollziehen.“ Es wurde zuletzt weder mehr Milch produziert, noch wird sie jetzt günstiger verkauft.
Eine Erklärung aber könnte sein, dass mit Ostern bald wieder Feiertage anstehen – und Supermarktketten schon jetzt um Kundschaft buhlen. „In den USA sind es die Eier und in Deutschland ist es die Butter, die psychologisch von hohem Wert ist“, so Krehl. „Anhand des Butterpreises schließt der Kunde darauf, ob die Preise im jeweiligen Supermarkt generell akzeptabel für ihn sind. Stimmt der Butterpreis, lockt das schon Kunden für das Ostergeschäft.“ Dieses inoffizielle Marktgesetz stammt wohl aus der Zeit, in der den Deutschen das Butterbrot heilig war.
Auch Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer des Verbands der Milcherzeuger Bayerns, kennt Effekte wie die sogenannte Plätzchen-Inflation: „Wie beim Weihnachtsfest greifen wir auch zu Ostern zu mehr Sahne und Butter. Auch im privaten Verbrauch, weil viel gebacken wird.“ Nach der Fett-Hochkonjunktur sinkt die Nachfrage. Dass Lidl und Kaufland im Februar den Butterpreis als Erste auf 2,25 Euro gesenkt hatten, bewertet Seufferlein als marktkonform. „Das postwendende Unterbieten von Aldi auf 2,19 Euro war wettbewerbspolitisch motiviert“, sagt er. „Aber die letzte Preisrücknahme auf aktuell 1,99 Euro hat uns alle überrascht.“
An der Süddeutschen Butter- und Käsebörse bewertet man das ähnlich: „Der Lebensmitteleinzelhandel macht auf sich aufmerksam, indem er das Päckchen unter die Zwei-Euro-Marke senkte“, heißt es im aktuellen Wochenbericht. Nicht nur die abgepackte Markenbutter wird im Großhandel derzeit zu Preisen zwischen 7,95 bis 8,40 Euro je Kilo sehr stark nachgefragt. „Auch bei der Blockbutter im 25-Kilo-Karton scheint es wieder aufwärts zu gehen. Die Märkte reagieren wohl schneller als, man es in der Notierung abbilden kann.“
Für die Kunden im Supermarkt ist gerade alles in Butter – sinken die Preise womöglich sogar noch weiter? „Das sehe ich absolut nicht“, sagt Seufferlein. „Die Preise werden in der Regel nur für einen Monat, maximal für drei Monate zwischen Molkerei und Lebensmitteleinzelhandel festgelegt. Sie unterliegen saisonalen Schwankungen und werden durch unvorhergesehen Ereignisse beeinflusst.“
Zuletzt bereitete Milchviehbauern etwa die Blauzungenkrankheit Sorgen. Ein weiterer Grund, weshalb der Butterpreis 2024 so stark gestiegen ist, war der geringe Fettgehalt in der erzeugten Rohmilch. Die Ursache dafür ist noch nicht geklärt, zum Buttern wurde plötzlich viel mehr Rohmilch benötigt als sonst.
„Butter kann wegen der allgemeinen Kostensteigerungen und den Anforderungen an die Erzeugung gar nicht mehr günstiger erzeugt werden. Die Verbraucherschaft wird sich in Zukunft an deutlich höhere Lebensmittelpreise gewöhnen müssen“, sagt Seufferlein, merkt aber an: „Trotz der historisch hohen Preise von Oktober bis Dezember war die Nachfrage sehr gut.“ 40 Cent hin oder her. Der Bayer lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen.
CORNELIA SCHRAMM