Der Ärger der Umweltschützer

von Redaktion

Praktischer Naturschutz statt Demos: Hubert Weiger 2015 bei einem Ortstermin im Wald. © Michael Reichel/dpa

München – „Das ist ein Versuch, uns im Idealismus zu untergraben“, erkärt Hubert Weiger. Der Ehrenvorsitzende des Bundes Naturschutz in Bayern (BN) ist empört und enttäuscht über die Kleine Anfrage der Union zur politischen Neutralität von NGOs. Von den 551 Fragen richten sich 33 an den Bundesverband BUND. Als ältester und größter Landesverband mit rund 268 000 Mitgliedern hat der BN das Bedürfnis, darauf zu reagieren. Man fühle sich als Gegner der Demokratie an den Pranger gestellt, so Weiger. Dabei sei das Gegenteil der Fall: „Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir in einer Demokratie arbeiten.“

Weiger betont ausdrücklich, dass der BN „die Zusammenarbeit mit Gegnern der Demokratie“ kategorisch ablehnt. Der Verband habe aber stets betont, dass eine starke konservative Stimme wichtig für Deutschland sei. Darum versteht Martin Geilhufe, politischer Geschäftsführer des BN, nicht, warum BUND in der Unions-Anfrage genannt wird. Man habe im Vorfeld der Bundestagswahl bei keiner Demonstration gegen Rechts eine tragende Rolle gespielt oder gar eine Wahlempfehlung abgegeben. Geilhufe glaubt jedoch nicht, dass die Union den Verband grundsätzlich ablehnt: „Es gibt innerhalb der CDU/CSU differenzierte Meinungen: Am Ende des Tages sind viele sehr wahrscheinlich auch froh, dass es uns gibt.“

Besonders mit Blick auf seine Geschichte empfindet der BN die Unions-Anfrage als Angriff: Im Laufe der 1970er-Jahre habe man sich angesichts steigender Mitgliedszahlen entschieden, auf staatliche Zuschüsse größtenteils zu verzichten. „Wir standen vor der Frage: Wollen wir handzahm sein oder unabhängig?“, sagt Weigel. Inzwischen stellen nach Angaben von BN-Geschäftsführer Peter Rotter Spenden und Mitgliedsbeiträge die finanzielle Grundstruktur dar. Geld vom Freistaat gebe es nur für einzelne Projekte – zum Beispiel beim Kauf eines Grundstücks: Dann prüfe die Untere Naturschutzbehörde des jeweiligen Landratsamtes zunächst, ob das Grundstück naturschutztechnisch relevant ist. Bei einer Entscheidung für den Kauf durch den BN stelle der Bayerische Naturschutzfonds Geld zur Verfügung. Der Verband rechne jedoch stets mit einem Eigenanteil von 25 bis 30 Prozent.

„Wir fördern durch private Initiative Artenvielfalt und Landschaftserhalt und nehmen damit staatliche Aufgaben wahr. Deshalb ist es auch angemessen und gerecht, dass wir dafür Projektmittel vom Staat bekommen, diese sind zu 100 Prozent projektgebunden“, so Rotter. Der BN verstehe sich als ehrenamtlicher Dienstleister für die Ziele des Staates.
SBE

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