DAS PORTRÄT

Seit 47 Jahren im Gemeinderat

von Redaktion

Vigdis Nipperdey aus Icking. © Kästle

Gefehlt hat sie so gut wie nie. Sie ist immer da, sie meldet sich viel zu Wort, und was sie sagt, ist immer klar. Seit 47 Jahren sitzt in Icking Vigdis Nipperdey im örtlichen Gemeinderat – und ist damit die dienstälteste Gemeinderätin im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.

Als Vigdis Nipperdey vor Kurzem 80 Jahre alt wurde, gratulierte Bürgermeisterin Verena Reithmann ihr mit einem opulenten Fresskorb. „Ich ziehe meinen Hut“, meinte die Rathauschefin zum kommunalpolitischen Engagement der Kollegin. Nipperdey, die mit dem berühmten Historiker Thomas Nipperdey verheiratet war, der 1992 schon gestorben ist, kommt aus dem Norden. Kriegs- und kriegsfolgenbedingt zog ihre Familie oft um. „Ich war auf sechs Schulen.“ Beim Jurastudium in Berlin lernte sie ihren Mann kennen, mit dem sie vier Kinder bekam. Anfang der 70er-Jahre gingen die beiden nach München, sie bauten ein Haus in der Isartalgemeinde Icking.

Vigdis Nipperdey fand in der CSU ein politisches Zuhause, 1978 zog sie erstmals in den Gemeinderat ein. Damals war sie schon zweifache Mutter – und wurde deshalb auch angefochten. „Und dann war ich auch noch preußisch und protestantisch, du lieber Gott.“ Einmal, 1990, kandidierte sie selbst sogar fürs wichtigste Amt in der Verwaltung. Aber sie hatte drei Konkurrenten und wurde nicht gewählt. „Eine Frau mit Herz, eine Frau, die handelt“, hatte sie für sich geworben auf den Plakaten.

Damals habe es, erzählt sie und lacht, im Gremium kaum Fraktionen gegeben, alle gehörten der Wählergemeinschaft der Bauern, der PWG, an. Oft ging in der Gemeinde viele Jahre nichts voran. Dann wurde wenigstens mal ein Kindergarten gebaut: „Das war endlich eine gute Tat.“

Derweil wurde sie selbst immer wiedergewählt – aus Enttäuschung über die CSU irgendwann auf einer eigenen Liste, der Ickinger Initiative. Rund 1900 Sitzungen dürfte sie in 47 Jahren als Gemeinderätin absolviert haben. Sie versteht sich als Anwältin der „zauberhaften Landschaft“ im Isartal und ist immer dann dagegen, wenn es der Landschaft an den Kragen gehen soll. Sie sagt: „Das offene Visier ist in meinen Augen aus der Mode gekommen.“
ANDREA KÄSTLE

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