Freude am Fischen: Immer mehr Menschen in Bayern machen den Anglerschein. © Getty
München – Die Münchner Isarfischer haben seit Jahren einen Hinweis auf der Startseite ihrer Webseite: „Wir weisen höflich darauf hin, dass der Verein mit seiner aktuellen Mitgliederzahl seine Kapazitätsgrenze erreicht hat. Eine Aufnahme neuer Mitglieder ist zurzeit leider unmöglich.“ Für Interessierte ist das weniger erfreulich. Die Fischer freuen sich aber darüber, dass sie sich um den Nachwuchs keine Sorgen machen müssen. Peter Vogl, der zweite Vorsitzende des Vereins, hat dafür eine Erklärung: „Die Pandemie hat bei vielen eine Liebe für die Natur ausgelöst.“ Ähnlich wie die Jäger in Bayern spüren das auch die Fischer. Es gibt viel jungen Nachwuchs – und auch immer mehr Frauen, die sich für das Angeln begeistern können.
Die Isarfischer sind allerdings ein besonderer Verein. „Die Isar ist einer von sehr wenigen Flüssen mitten in einer Stadt, in dem Fliegenfischen und Angeln möglich ist“, erklärt Vogl. Das macht eine Mitgliedschaft im Münchner Verein für viele attraktiv. Viele Dutzend Anfragen müssen die Isarfischer ablehnen. „Es gibt nur begrenzt Saison- und Tageskarten für die Isar. Deshalb ist auch die Mitgliedschaft im Verein beschränkt.“ Sogar in den Jugendgruppen ist die Nachfrage so groß, dass es für neue Mitglieder gerade keine Chance gibt. Denn zuerst werden die Kinder der langjährigen Mitglieder aufgenommen.
München ist ein Spezialfall, bei anderen Vereinen ist es leichter, Tageskarten zu bekommen oder Mitglied zu werden. Aber die Nachfrage ist seit einigen Jahren überall groß. 2023 hatten 10 655 Menschen in Bayern an der Fischerprüfung teilgenommen, vergangenes Jahr waren es sogar 11 795 – davon zwölf Prozent Frauen. Allein diesen Februar hat der Landesfischereiverband eine deutliche Zunahme im Vergleich zum Vorjahreswert festgestellt. Die erhöhte Nachfrage hat dazu geführt, dass der Verband inzwischen über 140 000 Mitglieder hat, sagt Sprecher Thomas Funke. „Durch die wachsende Zahl an Fischern droht in Bayern keine Überfischung der Bestände.“ Denn an jedem See oder Fluss ist genau kontingentiert, wie viele Fischerkarten ausgegeben werden. „An den großen Seen ist es immer möglich, eine Tageskarte zu ergattern.“ Außerdem gelten Schonbestimmungen.
Auch Funke erklärt sich die neue Begeisterung für das Fischen mit der Corona-Zeit. „Viele Menschen haben damals die Natur neu entdeckt, sie sind häufiger draußen unterwegs.“ Außerdem sei das Fischen natürlich eine sehr nachhaltige Art, um sich mit einem hochwertigen Lebensmittel zu versorgen. Er freut sich besonders, dass die Fischerei auch so viele junge Menschen begeistert. Die meisten Prüfungsteilnehmer sind zwischen 12 und 30 Jahre alt. Wer einen Fischereischein macht, behält ihn lebenslang, muss aber eine Abgabe bezahlen – und einen Erlaubnisschein für ein Gewässer ergattern.
Der Aufwand für die Prüfung ist nicht mehr so groß wie noch vor 15 Jahren. Damals gab es einen zentralen Prüfungstermin in Bayern für alle. Heute gibt es viele Prüfungslokale, in der die Prüfung am PC durchgeführt wird. Nur in Ausnahmen müssen die angehenden Fischer also weit fahren – aktuell zum Beispiel bis Ingolstadt, weil die Technik in München ausgefallen ist. Funke sagt aber: „Auch das Problem ist bald behoben.“
KATRIN WOITSCH