Legendär: Dieter Wieland (li.) mit seiner Ehefrau Heidi und Landesverein-Geschäftsführer Rudolf Neumaier. © Schlaf
München – Rudolf Neumaier vom Landesverein für Heimatpflege nennt ihn „ein Geschenk für Bayern“. Der Raumplaner Holger Magel sagt: „Für mich ist er eine Ikone der Heimatgestaltung“, und Gerhard Polt tituliert ihn schlicht als „Don Quichotte gegen den schlechten Geschmack“: All diese Würdigungen gelten Dieter Wieland, dem legendären Filmemacher des BR.
Seine Filme in der Reihe „Unter unserem Himmel“ sind Legende: Ob es nun um Abrissorgien in der Altstadt von Landshut ging, um die Zerstörungen durch die Flurbereinigung oder schlicht um die Ödnis von Gartenzäunen (für Wieland ist ein Jägerzaun der Inbegriff des Schreckens), mit viel Liebe zum Detail bespielte Wieland lange Jahre den frühen Sonntagabend mit Zeitkritischem. Vergangenen Sonntag feierte der Journalist aus Uffing am Staffelsee seinen 88. Geburtstag – ein Anlass für den Bayerischen Landesverein für Heimatpflege, in den Akademischen Gesangsverein in München zu einer Feierstunde mit 150 Gästen – Wielands Jünger, könnte man sagen – einzuladen.
Nicht eine schlichte Party wurde dabei geboten, sondern sogleich Fachsimpelei. Der Ökonomie-Professor Jan Grossarth widmete sich in seinem Vortrag der Lebensdauer von Häusern – früher hielt ein Gebäude im Schnitt 200 Jahre, heute wird es nach 60 bis 65 Jahren abgerissen., „Unsere Bauwerke sind deutlich kurzlebiger.“ In dieselbe Kerbe hieb der Architekt Markus Stenger, der zur Rückkehr zu einem „gesunden Gebäudezyklus“ aufrief. Man müsse aus dem atemlosen Rhythmus von „Neubau, Verbrauch, Abriss“ raus, forderte der Architekt.
Die Hauptperson griff, kämpferisch wie eh und je, mehrmals in die Diskussion ein, geißelte Architektursünden (wer statt Bädern „Nasszellen“ baue, habe nichts verstanden) und rief zum Erhalt des Ganslberg bei Landshut auf – eines bedrohten Ensembles, in dem der Architekt Fritz Koenig lebte. Er habe mit seinen Filmen nicht die Welt geändert. Aber vielleicht dem ein oder anderen die Augen geöffnet. Zu den Gästen sagte er: „Dass Sie alle mit meinen Filmen aufgewachsen sind, das rührt mich immer wieder.“
DW