München – Elke Frank hat das Amt der Landesgeschäftsführerin des Bayerischen Roten Kreuzes erst Anfang 2023 übernommen. Nun könnte sie es offenbar schon nach zwei Jahren wieder verlieren. Nach Informationen unserer Zeitung werden ihr gravierende Versäumnisse vorgeworfen. Im Bereich der Wasserwacht sollen Anschaffungen ohne die nötige Ausschreibung getätigt worden sein. Durch diesen Fehler drohen Rückzahlungen in Höhe von mehr als einer Million Euro. Denn das BRK hatte dafür staatliche Fördergelder bekommen, die aber an Vergabeverfahren gebunden sind. So sehen es auch die Regularien des BRK vor.
Elke Frank (56) hatte das Amt übernommen, als der langjährige BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk im Herbst 2022 gehen musste. Auch er hatte das Vertrauen des damals gerade neu gewählten Präsidiums verloren. Hauptkritikpunkt war seine Art der Aufarbeitung von nicht abgeschlossenen Förderprojekten aus einer Zeit, bevor er das Amt übernommen hatte. Die Präsidiumsmitglieder hatten sich darüber geärgert, nicht informiert worden zu sein. Frank übernahm nach dem Knall damals Stärks Posten, zuvor war sie ein Jahr lang seine Stellvertreterin gewesen. Das sei damals ein großer Vertrauensvorschuss gewesen, heißt es. Doch offenbar ist das Verhältnis zwischen ihr und zumindest Teilen des Präsidiums schon seit einiger Zeit beschädigt.
Die BRK-Präsidentin Angelika Schorer hat für Montag kurzfristig eine Sondersitzung des Präsidiums anberaumt. Offenbar wurde ein Beschluss zur Enthebung der Landesgeschäftsführerin aus dem Amt eingereicht. An dieser Sondersitzung können auch Vertreter des Innenministeriums, das die Rechtsaufsicht hat, teilnehmen. Im Vorfeld erhält das Ministerium die entsprechenden Unterlagen. Zu deren Inhalt will sich das Ministerium auf Nachfrage unserer Zeitung nicht äußern – und auch nicht zu den Versäumnissen bei den Beschaffungen der Wasserwacht. Der Sachverhalt werde derzeit noch aufgeklärt, sagt eine Sprecherin. „Um eine umfassende Bewertung vornehmen zu können, wurden noch Unterlagen beim BRK angefordert.“
Aus informierten Kreisen heißt es, dass das Verhältnis zwischen der BRK-Präsidentin und der Landesgeschäftsführerin schon seit geraumer Zeit sehr angespannt sei. Das gilt aber offenbar auch innerhalb des Präsidiums. Schorer hat bei einer möglichen Amtsenthebung wohl nicht alle Präsidiumsmitglieder hinter sich. Freistellen könnte sie Elke Frank auch ohne ihr Präsidium. Das Gremium muss diese Entscheidung aber im Nachgang innerhalb von vier Wochen bestätigen.
Auf die Nachfrage unserer Zeitung zu den Vorwürfen und einer bevorstehenden Amtsenthebung äußerte sich das BRK gestern unüblich kurz. Die Gremiensitzungen seien nicht öffentlich, betonte ein Sprecher. Das gelte auch für die Inhalte der Sitzungen. „Daher bitte ich um Verständnis, dass ich hierzu keine weiterführende Auskunft geben kann.“