Massiver Andrang beim Sonntagsgottesdienst in Hauzenberg – ohne den in der Kritik stehenden Pfarrer Aulinger.
Hauzenberg – Große Aufregung im sonst so beschaulichen Hauzenberg im Bayerischen Wald: Nach der Absetzung ihres Pfarrers Alexander Aulinger (47) durch den Passauer Bischof Stefan Oster (wir berichteten) rebellierten gestern die Gläubigen beim Sonntagsgottesdienst. Um zehn Uhr erschienen Feuerwehrleute in Uniform, Heimat-Vereine in Trachten und Fußballer im Vereinstrikot, um ihre Solidarität zu bekunden. Und dann kam es zum Eklat, als 100 Ministranten ihren Dienst niederlegten.
„Unser letzter Dienst als Ministranten gilt unserem Pfarrer“, sprach Schülerin Leni ins Mikrofon. „Fast alle von uns legen ihren Dienst nieder.“ Die „Hetzjagd“ auf ihren Pfarrer mache sie traurig und wütend, sagte Ministrantin Eva anschließend. Und Emilia sagte: „Was wir nun erleben, ist nicht nur ungerecht – es widerspricht all den Werten, für die die katholische Kirche stehen sollte: Wahrheit, Nächstenliebe und Vergebung.“
Das Bistum Passau hat sich dagegen nach Vorwürfen der „geistlichen Manipulation“ und Alkohol-Missbrauch bei Ausflugsfahrten dazu entschieden, gegen Alexander Aulinger ein „vorläufiges Zelebrationsverbot“ und ein „Verbot des öffentlichen Auftritts als Priester“ zu verhängen. Das gilt eigentlich erst ab Montag, dennoch verzichtete der Beschuldigte schon am Sonntag auf eine eigene Predigt. Ein 151 Seiten starkes Dossier soll mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft zur Prüfung liegen. Das Bistum hat zudem „eine kirchenrechtliche Prüfung in Rom“ eingeleitet.
Gläubige sprachen beim Gottesdienst von einem „Denunzianten“, der ihren beliebten Pfarrer verunglimpft habe. Beim FC Sturm Hauzenberg wurde bei einem Spiel am Samstag dazu aufgerufen, in Vereinskleidung in der Kirche zu erscheinen. Da Aulinger auch Bezirksfeuerwehr-Pfarrer war, kamen auch Abordnungen der Einsatzkräfte. Der Trachtenverein Immergrün rief ebenfalls zu Solidaritätsbekundungen für „einen der besten Seelsorger“ auf: „Wir haben keinen Pfarrer mehr“, hieß es in einem Aufruf.
Holm Putzke, der Anwalt des Priesters, bekräftigte: „Pfarrer Aulinger resigniert nicht!“ Er werde sich gegen die gezielten Andeutungen und Mutmaßungen des Bistums zur Wehr setzen. Eltern schrieben schon vor einigen Tagen in einem offenen Brief an Bischof Oster, die Anschuldigungen seien aus der Luft gegriffen, ihre Kinder hätten nichts davon bestätigen können.