Schloss Linderhof im Ettal ist mit Wiederöffnung der Venusgrotte ab dem Frühjahr um eine Attraktion reicher.
Der Blick in die Venusgrotte, bevor sie 2016 geschlossen wurde. © Hildenbrand/dpa (2)
Ettal – Diese Grotte machte immer schon Probleme. Als König Ludwig II. im Muschelkahn über den Teich schipperte, die dort eigens hineingesetzten Schwäne beobachtete und der Wagner-Oper Tannhäuser lauschte, muss er schon erste Schäden erkannt haben. Denn die Venusgrotte im Park von Schloss Linderhof im Ettal liegt direkt am Hang: Wasser, Frost und der Berg selbst setzen der künstlichen Tropfsteinhöhle seit ihrer Eröffnung 1877 zu. Lange Zeit waren Wände und Decke mit Netzen gesichert, um die Besucher zu schützen. Seit 2014 wird die Grotte restauriert – auch weil ihr Fundament als unzureichend gilt.
2016 ist sie für die Sanierung komplett geschlossen worden. 2021 sollte sie wieder öffnen – aber erst jetzt, vier Jahre später ist es endlich so weit. Am 10. April werden Ministerpräsident Markus Söder und Finanzminister Albert Füracker (CSU) sie feierlich eröffnen. Das hat das Finanzministerium mitgeteilt. Danach sollen die Grotte wieder Besucher besichtigen können. Einnahmen sind bitter nötig: Die Grotte, die als „Wunderwerk der Illusion und Technik“ gilt, hat in den vergangenen zehn Jahren Millionen verschlungen.
2013 noch schätzte man die Sanierungskosten auf 15 Millionen Euro, drei Jahre später auf 25 Millionen Euro. Diese Summe hat sich dann noch mal verdoppelt – laut Finanzministerium auf 58,9 Millionen Euro. Das entspricht einer Teuerung von über 137 Prozent. Deshalb kritisierte der Bund der Steuerzahler in seinem Schwarzbuch der Steuerverschwendungen die Grotte als „Fass ohne Boden“. Ein teures Erbe des Märchenkönigs. Aber streng genommen sollte die Grotte schon immer pure Dekadenz versprühen. Ludwig II. hatte sie von Hofbaudirektor Georg Dollmann und Landschaftsplastiker August Dirigl errichten und darin das Motiv der Blauen Grotte von Capri in Szene setzen lassen. Zwischen 1878 und 1881 wurde sie mit ihrer für die damalige Zeit hochmodernen elektrischen Beleuchtung ausgestattet und konnte dank auswechselbarer Glasvorsätze in verschiedene Farben getaucht werden.
Wie aus über 200 historischen Installationsplänen der Stuttgarter Firma Gas- und Wasserleitungsgeschäft GmbH hervorgeht, wünschte sich Ludwig II. sogar eine Warmwasserheizung für den Teich. Jene Firma hatte ab 1874 alle Schlösser und Parks Ludwigs II. gebaut – darunter auch die große Fontäne vor Linderhof. Die Bauteile wurden in Stuttgart gefertigt und per Bahn nach Bayern bis zu den Schlössern transportiert. Die Venusgrotte aber machte von Anfang an Schwierigkeiten: Die Konstruktion aus 1,70 Meter dicken Kalkbruchsteinwänden und Säulen aus Bruchstein und Gusseisen kämpfte seit der Fertigstellung mit Feuchtigkeitsproblemen. Bei der aktuellen Sanierung mussten unter anderem die Statik und Drainageleitungen verbessert werden.
Experten restaurierten außerdem den Muschelkahn, Stuckrosen und Girlanden sowie den Muschel- und Kristallthron. Auch die Restaurierung des monumentalen Tannhäuser-Gemäldes ist inzwischen abgeschlossen. „Vorrangiges Ziel der Restaurierung war die Wiederherstellung des ursprünglichen, ungestörten Raumeindrucks der Grotte“, teilt das Finanzministerium mit. Restarbeiten an Technik und Innenausstattung laufen derzeit noch, aber das Projekt Venusgrotte befindet sich auf der Zielgeraden.
BRITTA SCHULTEJANS
CORNELIA SCHRAMM