Günstig mit der Bayerischen Regiobahn in die Berge. Das soll auch künftig dank Deutschlandticket möglich sein. Hier Ausflügler in Gmund am Tegernsee. © THOMAS PLETTENBERG
München – Die Chancen, dass das Deutschlandticket dauerhaft fortgeführt wird, sind gestiegen. In den Koalitionsverhandlungen haben sich die Unterhändler von Union und SPD der „AG Verkehr und Infrastruktur“ zu dem Günstig-Ticket bekannt. „Das Deutschlandticket wird über 2025 hinaus fortgesetzt“, heißt es in einem Arbeitspapier, das den Online-Portalen „Table.Media“ und „The Pionier“ zugespielt wurde. Demnach könnte es auch 2026 beim Preis von 58 Euro bleiben. 2027 wäre dann mit einer Preiserhöhung zu rechnen. Dazu heißt es in dem Papier: „Dabei wird der Anteil der Nutzerfinanzierung ab 2027 schrittweise und sozialverträglich erhöht.“
Damit scheinen sich die Spekulationen um ein Ende des Tickets nicht zu bewahrheiten. Zuletzt hatten sich Zweifel an der dauerhaften Finanzierung gemehrt. Das Ticket kostet rund drei Milliarden Euro jährlich, je zur Hälfte übernahmen das Bund und Länder – Bayern war nach einem Verteilungsschlüssel mit rund 400 Millionen Euro dabei. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) hatte aber gefordert, dass der Bund die Kosten künftig komplett übernimmt und die Länder als Finanziers ausscheiden. Das scheint vom Tisch zu sein. In dem Papier heißt es, um Planungssicherheit „für Bund und Länder“ zu gewährleisten, „werden die Kosten für das Ticket nach einem festen Schlüssel aufgeteilt“.
Ist das der Durchbruch? Noch trauen sich nur wenige aus der Deckung. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen etwa verweist darauf, dass die „finale Version“, die in einem Koalitionsvertrag zu finden wäre, noch nicht vorliege. Erst dann wolle man sich äußern. „Das Wichtigste ist, dass die Bürgerinnen und Bürger, die Kunden Klarheit haben“, sagt MVV-Chef Bernd Rosenbusch. „Es muss feststehen, dass das Deutschlandticket weiter besteht. Das wäre nach diesem Papier gegeben und ist erfreulich.“ Und fügt an: „Ich glaube, diese Klarheit haben wir jetzt nach drei Jahren Hängepartie echt verdient.“
Auch der Bahnexperte der Landtags-Grünen, Markus Büchler, ist „erleichtert, dass es weitergeführt wird“. Er erwarte jetzt einen weiteren Schub für die Verkehrswende. Das Kalkül: Wenn feststeht, dass es das Ticket dauerhaft geben wird, dann könnte mancher Pendler über den nächsten Autokauf noch mal neu nachdenken und vielleicht auf den ÖPNV umsteigen. Ärgerlich findet Büchler indes, dass ab 2027 eine Preiserhöhung droht. Das Ticket müsse dauerhaft günstig bleiben. Es gebe andere Wege zur Finanzierung, etwa die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs.
Dass es in Zukunft auch noch allerlei Extras geben wird, ist indes unrealistisch. Die Forderungen schießen ins Kraut. Ein Sozialticket für Einkommensschwache wird gefordert, ein Deutschlandticket für Senioren, ja sogar eins mit Erste-Klasse-Nutzung – was nur teilweise Sinn machen würde, denn die S-Bahnen in München zum Beispiel haben ja gar keine Erste Klasse. MVV-Chef Rosenbusch sagt: „Wir gehen davon aus, dass für eine Weiterentwicklung des Tickets, wie 1. Klasse oder andere Überlegungen, kein Geld mehr da ist.“
DIRK WALTER