München – Eine Portion Nestwärme in der CSU: Die Landtagsfraktion hat den Doch-nicht-Bundesagrarminister Günther Felßner gestern kurzfristig als Gast zu sich geholt und mit sehr langem Beifall empfangen. „Wir stehen hinter Dir“, sagte Fraktionschef Klaus Holetschek, man sei dankbar für Felßners Leistung im Wahlkampf. Der Bauernverbandschef erklärte und verteidigte seine Entscheidung zum Rückzug vom vorgesehenen Ministeramt – und dankte den Parteifreunden am Mittwochnachmittag: „Das tut gut.“
Felßner hatte nach einem Übergriff einer angeblichen Tierrechts-Organisation auf seinen Bauernhof überraschend seine politische Karriere beendet. „Es war ein Überfall von Radikalen, anders kann man es nicht nennen“, sagte er. Der Rückzug falle ihm nicht leicht, sagte er im Landtag. Unter Personen- und Objektschutz für seinen Hof wolle er nicht leben und das seiner Familie nicht zumuten.
Solidarität gibt es über Parteigrenzen hinweg. „Einschüchterungen und Drohungen haben in unserer Demokratie nichts, aber auch gar nichts verloren“, sagt der Grüne Noch-Minister Cem Özdemir. Das gelte für Felßner so wie für alle und „das gilt ganz genauso für Galgen, Blockaden von Fähren und alle anderen Übergriffe“. Landesbäuerin und FW-Europaabgeordnete Christine Singer ist entsetzt über die Aktivisten. Wenn man mit solchen Konfrontationen rechnen müsse, stelle sich die Frage, ob künftig noch genügend Menschen für politische Ämter kandidieren wollten.
Die Angreifer auf Felßners Hof haben sich unterdessen noch mal zu Wort gemeldet. Eine „friedliche Protestaktion am Arbeitsplatz eines Tierhalters“ verletze keine Privatsphäre, Felßners Rückzugsgrund sei „vorgeschoben“, verbreitete „Animal Rebellion“. CSU-Fraktionschef Holetschek kritisierte diese Darstellung scharf: „Das ist Realitätsverlust.“
CD/CM