Aus Lebensmittel Förg wird die Krämerei: Franziska und Johannes Märkl eröffnen bald ihr Geschäft. © C. Voxbrunner
Es geht weiter: Franz Graf (l.) führt die Bäckerei seiner Eltern Regina und Hubert Graf fort. © Tanja Lühr
Sie liebt die Blumen: Stephanie Dörrer hat den Laden „Blumenhandwerk“ in Gräfelfing eröffnet. © Marcus Schlaf
München – „Wir müssen reden.“ Als Franziska und Johannes Märkl diese Nachricht erhalten, haben sie keine Ahnung, was sie erwartet. Jetzt freut das Gespräch ganz Landsberied (Kreis Fürstenfeldbruck). Denn deswegen können die Bürger bald wieder im Dorf einkaufen. Der Besitzer des ehemaligen Edeka-Marktes hatte dem Paar angeboten, dort einen Laden zu eröffnen.
Schwierige Wirtschaftslage, wenig Personal, schlechte Stimmung, Ladensterben: Viele Herausforderungen, mit denen kleine Unternehmen gerade zu kämpfen haben. Einige aber sagen: „Jetzt erst recht! Wir wagen den Neustart!“
So wie die Märkls. „Wir mussten erst eine Nacht darüber schlafen“, sagt die 34-Jährige. „Es ist viel Arbeit, aber auch eine große Chance.“ Das Paar betreibt eine Bio-Landwirtschaft mit einem kleinen Hofladen. Der schließt – und wird durch die „Krämerei“ ersetzt. „Ich bin mit Herzblut Verkäuferin“, erzählt Franziska Märkl. „Wenn die Kunden mit einem Grinsen aus dem Geschäft gehen, bin ich glücklich.“ Am 10. April eröffnet die Krämerei. Kartoffeln, Dinkelmehl, Zwiebeln, Knoblauch und Rindfleisch gibt’s vom eigenen Hof. „Das Besondere ist, dass 70 Prozent aller Produkte direkt vom Landwirt oder Lieferanten aus der Umgebung kommen“, berichtet Märkl. Wurst, Käse, Obst, Gemüse, Eier, Milch, Konserven – alles im Angebot.
Vorne im Gebäude entsteht eine Filiale der Bäckerei Drexler – auch ein regionaler Betrieb. Die Waren werden im Nachbarort produziert, wo das Hauptgeschäft ist. „Wir haben den Laden in Landsberied seit Jahrzehnten beliefert und viele treue Kunden“, sagt Christiane Drexler. Seit 1880 ist die Bäckerei in Familienhand – und irgendwann wollen der Sohn und die Tochter übernehmen.
Weiter geht’s auch in Ammerland bei der Traditionsbäckerei Graf. Viele kennen sie aus dem Fernsehen, weil dort die Serie „Hubert mit/ohne Staller“ gedreht wird. Doch vor rund einem halben Jahr sah es so aus, als hätte der Betrieb am Starnberger See keine Zukunft. Unter anderem wegen Personalproblemen schloss die Familie Graf den Laden – nach fast 120 Jahren. Jetzt gibt’s wieder Brezen, Brot und Kuchen. Franz Graf, Urenkel von Firmengründer Josef Graf, hat übernommen. „So viele haben gesagt, dass es ihnen leidtut, dass wir zumachen“, erzählt er. War die Wiedereröffnung eine schwere Entscheidung? „Persönlich nein“, sagt der Bäcker- und Konditormeister. „Aber im Bäckerhandwerk ist es schwierig, Nachwuchs zu finden und so ein Geschäft muss sich auch wirtschaftlich rentieren. Nach jetzigem Stand war es die richtige Entscheidung.“
Am ersten Tag war der Ansturm riesig: „Wir waren ausverkauft“, berichtet der 26-Jährige. Das Liefergeschäft hat die Familie eingestellt, „es war nicht mehr stemmbar“, sagt Graf. Zudem gibt es nur noch den Hauptladen ohne Filiale. Franz Graf steht mit seinem Vater Hubert und einer Konditorin in der Backstube. Auch Mutter Regina hilft im Laden mit. Neben Backwaren gibt‘s Spezialitäten wie selbst gemachte Brotaufstriche und Salate sowie Marmelade, Joghurt und Käse. „Alles, was man zum Frühstück braucht“, sagt Graf.
Für die Blumen-Deko sorgt Stephanie Dörrer in ihrem Laden „Blumenhandwerk“ in Gräfelfing (Kreis München). Nachdem die vorherige Inhaberin verstorben ist, wurde das Geschäft geschlossen. Floristik-Meisterin Dörrer hatte dort gearbeitet. „Ich habe gesehen, dass der Laden viel Potenzial hat“, sagt sie. Sie gestaltete ihn etwas um – und eröffnete ihn im Herbst wieder. „Wir haben ein etwas kleineres Sortiment, ein offeneres Konzept und nutzen die Außenfläche mehr“, sagt die 40-Jährige. Schnittblumen, Sträuße, Trauerbinden, Geschenk-Floristik, Topfblumen und vieles mehr bekommen die Kunden. „Im Moment sind Tulpen besonders beliebt“, berichtet sie. Mit dem Geschäftsstart ist sie sehr zufrieden. Neben ihr arbeiten zwei weitere Mitarbeiterinnen in dem Laden. „Und ab September kommt wahrscheinlich ein Azubi dazu.“
CLAUDIA SCHURI