„Söder braucht meine Hinweise“

von Redaktion

Maibock-Redner Asül über Ziele und Grenzen beim Derblecken

„Der Aiwanger hat sich gewaltig zurückgenommen“: Maibock-Redner Django Asül. © Felix Hörhager/dpa

München – Antreten zum Abwatschen: Bayerns Politik trifft sich am Mittwoch zum zweiten großen Derblecken des Jahres. Beim Maibock-Anstich im Hofbräuhaus schenkt der niederbayerisch-türkische Kabarettist Django Asül den Großkopferten ein. Es ist seine 16. Rede in Folge seit der Premiere 2008 (Zwangspause zu Corona-Zeiten). Aber was gibt‘s noch zu lachen? Wir haben mit Asül vorab über seinen Auftritt gesprochen. Der BR strahlt den Maibockanstich am Mittwoch, 2. April, 20.15 Uhr, aus.

Wir haben gerade eine schnarchlangweilige Landespolitik – und in Berlin ist alles im Nebel. Ist der Maibockredner, der daraus was Lustiges machen soll, die ärmste Sau auf Erden?

Nein, im Gegenteil! In solchen Zeiten ist meine Lust auf die Maibockrede noch größer. Gerade weil in Bayern alles so langweilig ist, sind ja gerade ungefähr 112 Prozent des bayerischen Kabinetts seit Tagen in Berlin. Zum Maibock kommen die Minister dann trotzdem in Beschlussstärke. Die brauchen jetzt von mir sachdienliche Hinweise, ich habe ja für die eine beratende Funktion.

Sehen Sie eigentlich von oben, wenn Söder eine rechte Lätschn zieht?

Ich sehe ihn sehr gut und kann seismographisch mitverfolgen, wie er drauf ist.

Söder hat ja einen speziellen Derbleck-Blick: Kopf leicht schräg, eine Augenbraue skeptisch hochgezogen… Wenn er dauernd so schaut, ist es nicht gut?

Für wen nicht gut? Bei ihm kommt immer eine Reaktion, so oder so. Das gibt mir immer wieder aufs Neue die Hybris, dass ich tatsächlich was zu sagen habe. Ob ihm jetzt jedes Wort gefällt oder missfällt – er weiß, wie viel Arbeit da drin hängt.

Ja? Wie lange schreiben Sie dran?

Spätestens ab Oktoberfest-Ende sammle ich Stoff. Und diesmal kommt jeden Tag noch etwas Neues dazu. Die positive Resonanz auf den Maibock hängt schon auch damit zusammen, dass die Leute merken: Da geht es nicht nur um oberflächliche Gags über Politiker, sondern da befasst sich einer mit der Materie. Beim Volk entsteht der Eindruck: Ich bin seriöser an der Sache dran als mancher Politiker.

Zurzeit wird gern über Fastenprediger geschimpft. Bei Ihnen 2024: zu viel Aiwanger. Beim Nockherberg-Schafroth neulich: zu einseitig, grob. Nervt Sie diese Krittelei?

Nein. Gleich vorweg: Nockherberg habe ich weder gesehen noch gehört. Dass in meiner Rede letztes Jahr viel Aiwanger vorkam, die Kritik verstehe ich. Er hatte halt auch medial ziemlich alles dominiert. Leider, leider kam da von den sonst sehr schlagzeilenträchtigen CSU-Menschen recht wenig. Aber heuer hat Aiwanger meinen Ratschlag, er solle sich gewaltig zurücknehmen, mehr als effektiv umgesetzt. Er wollte sich ja sogar nach Berlin absetzen, was aus anderen Gründen nicht funktioniert hat.

Sie waren ein Jahr am Nockherberg. Würde es Sie nochmal reizen?

Will ich mal gemeinsam mit Lothar Matthäus auf den Mond fliegen? Die Frage stellt sich nicht, ich habe mich nicht damit befasst.

Ernst gemeint: Gibt es Tabus in Ihrer Rede?

Es geht nicht so sehr um die Frage, welches Thema man weglassen soll, sondern um die Tonalität. Jeder, der vorkommt in der Rede, soll mir auch am Tag danach noch ins Gesicht schauen können, und ich denen auch.

Sie haben eine Banklehre gemacht, Sparkasse Deggendorf. Würden Sie Friedrich Merz eine halbe Billion Kredit geben?

Eh klar, wie ein seriöser Sparkassler da vorgeht. Man schaut: Hat der Sicherheiten? Was will er mit dem Geld machen? Wenn die einzige Antwort ist: Schaun mir mal – dann eher nicht. Ich fürchte, unser Finanzminister Füracker hätte sich beim Bekanntwerden dieses Schuldenpakets die Haare ausgerauft. Wenn er noch welche hätte.

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