Stadtbrandmeister als Feuerteufel?

von Redaktion

Festnahme im Waldperlacher Wald: Staatsanwalt ermittelt gegen Ex-Vize-Kommandanten

Die Feuerspuren sind noch sichtbar: Hier wurde der Mann ertappt. © Thomas Gaulke

München – Er widmete sein Leben dem Kampf gegen das Feuer – und steht jetzt als Brandstifter unter Verdacht. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen den ehemaligen Stadtbrandmeister und Vize-Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr München, Wolfgang B.

Der 77-Jährige soll laut Polizei und Staatsanwaltschaft München I am 22. März eine Grasfläche im Waldperlacher Wald angezündet haben. 350 Quadratmeter gingen dabei in Flammen auf. Wolfgang B. wurde gegen 10.30 Uhr vor Ort festgenommen. Nach unseren Informationen wurde er auf frischer Tat von Ermittlern ertappt. Die Staatsanwaltschaft ließ auch sein Haus durchsuchen. Wolfgang B. war wiederholt nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Am Mittwoch erfuhren die mehr als 1300 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr München in einem Rundschreiben des Kommandos von den Vorwürfen – und dass namentlich Wolfgang B. unter Verdacht steht. Für alle Feuerwehrleute ein Schock: Wolfgang B. war seit 1967 einer der ihren, von 1988 bis 2002 sogar Stadtbrandmeister und stellvertretender Kommandant. Jahrelang engagierte er sich in der Ausbildung. 2011 schied er aus dem aktiven Dienst aus. Er ist Ehrenmitglied. Und auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft hatte Haftbefehl beantragt. Der wurde aber außer Vollzug gesetzt – unter Auflagen: So muss sich Wolfgang B. regelmäßig bei der Polizei melden.

Die Staatsanwaltschaft versucht auch zu klären, ob Wolfgang B. für weitere Brände verantwortlich sein könnte. Denn: Im Münchner Osten brennt es seit Jahrzehnten immer wieder. Allein in den Jahren 2017 bis 2019 hat es laut Polizei rund 30 mutmaßliche Brandstiftungen gegeben – alle im Gebiet zwischen Perlach und Trudering, Putzbrunn und Grasbrunn. Erst kürzlich am 8. März brannten am Friedrich-Panzer-Weg in Waldperlach rund 1500 Quadratmeter Wiese ab.

2017 begann die Serie spektakulär: Von Anfang April bis Ende Mai legten der oder die Täter acht Feuer in zehn Tagen – Schaden: rund 50 000 Euro. Gras- und Wiesenflächen, Gehölz, Jungwald – alles fiel den Feuern in München-Perlach, Grasbrunn und Keferloh zum Opfer. Auch in den Folgejahren brannte es in der Gegend immer wieder – oft am Friedrich-Panzer-Weg im Wald, der dortigen Josephskapelle und dem alten Schwedenstein.
THOMAS GAUTIER

DORITA PLANGE

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