DAS PORTRÄT

Auf ihrem Hof fühlen sich auch Schweine sauwohl

von Redaktion

Kathi und Max Bair mit Borstenvieh. © Constanze Wilz

Auf dem Tyrolerhof von Kathi und Max Bair leben Schweine artgerecht. Mit viel Platz, frischer Luft und natürlichem Futter. Ihr Konzept setzt auf Tierwohl statt Profit – und begeistert Kunden, die wissen wollen, wo ihr Fleisch herkommt. Der Kontakt mit Schweinen gehört für Max und Kathi Bair aus Aidling (Kreis Garmisch-Partenkirchen) seit jeher zum Alltag. Sie sind mit den Borstentieren aufgewachsen, hielten auch welche zur Selbstversorgung. Dadurch wurde das Interesse einiger Menschen aus dem Ort geweckt: Sie wollten wissen, ob Bairs Schweinefleisch zum Verkauf anbieten. Daraus entstand eine Geschäftsidee, wobei das Tierwohl über dem Profitgedanken steht.

Auf Bairs Tyrolerhof können die Schweine ihre natürlichen Triebe ausleben: Sie vergraben sich im Stroh, bis nur noch die Ohren herausschauen. Bairs ernähren ihre Sauen auf ursprüngliche Art. Es gibt überwiegend Kartoffeln und Getreide. Im Sommer steht frisch gemähtes Gras auf dem Speiseplan. „Viele Menschen wissen gar nicht, dass Schweine gerne Gras fressen“, sagt Max Bair.

In früheren Zeiten war es gängig, dass die Borstentiere auf Grünland weideten wie Kühe oder Pferde. Diesen Ursprüngen wollen sich die beiden Nebenerwerbslandwirte annähern. Darum bekommen ihre Tiere ganzjährig frische Luft mit viel Platz zum Wühlen und einem Auslauf. Vier Schweine teilen sich 40 Quadratmeter Innenbereich plus Außenfläche. „Laut dem Kontrolleur könnte man hier knapp 30 Tiere unterbringen. Das wäre immer noch Bio-Standard“, erläutert Kathi Bair. In der Hinsicht überbietet ihr Naturland-Betrieb das Kriterium Platz.

Darum gibt es auf dem Tyrolerhof keine kupierten Schwänze, wie man sie aus der Massenhaltung kennt. Dort stehen die Tiere dicht an dicht. Die Folge: Aus Stress und Langeweile nagen sie sich gegenseitig an. Die Schwänzchen der Tyrolerhof-Schweine dagegen ringeln sich bis zu 40 Zentimeter hat Max Bair schon gemessen. Er freut sich, die Tiere so glücklich zu sehen. „Schweine sind wahnsinnig intelligent“, schwärmt der Landwirt. Das bestätigt auch die Wissenschaft.

Weil sie sich auf dem Hof so viel bewegen, setzen die Sauen langsam Speck an. Daher sind sie erst mit neun Monaten schlachtreif. Zerlegt wird das Fleisch direkt am Hof, dort können die Kunden es dann abholen. Sie machen das Ganze erst möglich, denn ohne Nachfrage gibt es kein Angebot. „Die Leuten wollen wissen, wo das Fleisch herkommt“, sagen Bairs. Sie sind von ihrem Konzept überzeugt – gerade weil es Profitdenken und damit einhergehendem Tierleid entgegensteht.
Constanze Wilz

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