Bayerns Superlehrer

von Redaktion

Michael Stierstorfer vom Gymnasium in Schäftlarn erhält Lehrkräftepreis

Ausgezeichnet: Michael Stierstorfer im Kreise seiner Schüler. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Schäftlarn – Die Schüler rühmen ihn als „innovativsten Lehrer im Land“, als „Lehrer mit Leib und Seele und einer riesigen Portion lustiger Kreativität“, ja gar als „Superlehrer“: Michael Stierstorfer (39), seit sieben Jahre Pädagoge am Gymnasium in Schäftlarn (Kreis München), erhält am heutigen Montag den Deutschen Lehrkräftepreis. Vorgeschlagen hatten ihn dafür seine Schüler. Die renommierte Auszeichnung, eine Art Nobelpreis für Lehrer in Deutschland, wird einmal im Jahr vom Deutschen Philologenverband und der Heraeus Bildungsstiftung in Berlin vergeben.

Die Jury lobte die Unterrichtskonzepte des Deutsch- und Lateinlehrers. Vor allem Latein gilt oft als eher dröges Fach – doch Stierstorfer versucht mit allen Mitteln, die Schüler für die Sprache von Cicero und Julius Cäsar zu begeistern. In seinem Youtube-Channel schlägt er die Brücke zur Gegenwart und baut Literatur ein, die Jugendliche begeistert. Beispielsweise „Die Tribute von Panem“ und die Harry-Potter-Bände. Autorin Joanne K. Rowling war selbst arbeitslose Lateinlehrerin, als sie mit den Romanen anfing, erzählt Stierstorfer. Da liegt es nahe, beispielsweise lateinische Zaubersprüche von Harry Potter im Unterricht zu verwenden. „Ohne Latein“, sagt Stierstorfer, „ist Harry Potter nicht denkbar“. Für Reclam übersetzte Stierstorfer zusammen mit Prof. Markus Janka „Die Tribute von Panem“ ins Lateinische. Ältere Schülerjahrgänge bekommen Cicero vorgesetzt – und dessen Reden werden mit Trumps Amerika in Bezug gesetzt.

Zum Gymnasium Schäftlarn, einer kirchlichen Schule der Benediktiner, verschlug es den Regensburger eher zufällig, und die Geschichte spricht ein bisschen Bände über die Art, mit der im Freistaat Lehrer gesucht und Stellen vergeben werden. Als er mit dem Examen fertig wurde, berichtet Stierstorfer, gab es gerade „Lehrerschwemme“ – es gab keine Stelle für Bayerns späteren Superlehrer an einer staatlichen Schule. Er hatte sich in der Not schon für eine Umschulung zum Grundschullehrer angemeldet (dort wurden nämlich gerade Lehrer gesucht), da rief ihn der Direktor der Schäftlarner Schule an. So landete er in Schäftlarn – und will gar nicht mehr weg.

Trotz seiner Vollzeit-Stelle und seinen beiden korrekturintensiven Fächern nimmt sich der zweifache Vater Zeit für die Wissenschaft – „als Hobby“, wie er betont. Er ist Kooperationspartner am Lehrstuhl für Didaktik der Alten Sprachen an der Münchner Uni und arbeitet für den Cornelsen Verlag auch an der Erstellung neuer Schulbücher mit. Eh klar, dass Stierstorfer Latein fließend kann – das bedeutet, er spricht es auch. Das ist die höhere Kunst bei dieser toten Sprache. Anstrengungslos gehe das nicht, gibt der Lehrer zu. Man müsse sich da wirklich reindenken. An der Uni treffen sich die Feinschmecker gelegentlich zur Konversation.

Stierstorfer ist nicht der Einzige, der am Montag einen Preis erhält. Neben ihm wurden deutschlandweit neun weitere Lehrer ausgewählt, darunter auch Mona Schwabe von der Mittelschule Schnaittach (Mittelfranken) für ihre „lebensnahe Unterrichtsgestaltung“. In der Kategorie „Unterricht innovativ“ erhalten eine Anzahl von Lehrerteams Preise – aus Bayern diesmal zwei Lehrer des Gymnasiums Christian-Ernestinum in Bayreuth.
Dirk Walter

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