Die wirre Welt des Serienzündlers

von Redaktion

Feuerwehrmann soll 25 Brände gelegt haben

Mit verschränkten Armen sitzt Tobias G. vor Gericht.

25 Brände soll der Angeklagte gelegt haben. Hier löscht die Feuerwehr einen Stadl. © Ralf Hettler

Aschaffenburg – 35 Jahre lang war Tobias G. ein geachtetes Mitglied einer Feuerwehr im hessischen Odenwaldkreis: Doch am Montag wurde der IT-Ingenieur in Fußfesseln am Landgericht Aschaffenburg vorgeführt. Er soll 25 Mal im bayerisch-hessischen Grenzgebiet gezündelt haben.

G. räumte zwölf der 25 Fälle ein, die anderen bestritt er jedoch. Laut Staatsanwalt Simon Schultheiß endeten die jahrelangen Zündeleien abrupt, nachdem Tobias G. im Sommer 2024 nach einem positiven DNA-Test festgenommen wurde. Alle Brände waren mit einer Zeitschalt-Konstruktion gelegt worden, die das Feuer erst mit zwölf bis 24 Stunden Zeitversatz ausbrechen ließ. Mit eigens in China bestellten Chips bastelte sich G. eine unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung aus Batterien, Relais und brennbaren Flüssigkeiten. Bei der Durchsuchung seiner Werkstatt fanden die Ermittler einen Schalter – und eine Landkarte mit Kreuzen, die zu den Tatorten der Brände passten. An einem Brandort, zu dem G. zum Löschen gerufen wurde, hatte er sich mit Fachwissen zu solchen Brandvorrichtungen selbst verraten.

„Mein Projekt ist abgeschlossen“, sagte G. später bei seiner Festnahme. Er habe die Zusammenarbeit der Polizei und Feuerwehr über Bundesländer-Grenzen verbessern wollen, sagte er damals. Davon wollte er zum Prozessauftakt nun nichts mehr wissen. Stattdessen brachte er eine neue Erklärung, die er selbst als grotesk bezeichnete: „Ich wollte den benachbarten Feuerwehren kleinere Ereignisse verschaffen, für die sie Anerkennung und Lob bekommen.“ Nur seinen eigenen Kameraden gönnte G. dieses Lob nicht. „Das hatten die nicht verdient.“ Er habe sich geärgert, dass er nicht zum stellvertretenden Gemeinde-Brandinspektor gewählt wurde.

Zu Beginn legte G. noch Bodenbrände in schwer zugänglichen Gebieten, später auch in Jagdkanzeln, Hütten und Wochenendhäuschen. „Ich habe nur morsches, wertloses Holz ausgewählt“, sagte er. Das Urteil soll am 10. April fallen. Tobias G. drohen bis zu zehn Jahre Haft.

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