Kripperl gibt es auch zu Ostern

von Redaktion

Die Kreuzigungsgruppe mit Jesus und den zwei Schächern steht in der Vitrine ganz hinten an erhobener Stelle. Nebeneinander aufgereiht sind sieben edel gekleidete Priester des Hohen Rats. Fünf römische Soldaten würfeln um das Gewand Jesu. Alle diese Figuren stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und sind von Münchner Meistern gefertigt. Sie sind Teil der Krippensammlung des Bayerischen Nationalmuseums in München –in erster Linie findet sich dort das Weihnachtsgeschehen in allen Variationen. Das Jesuskind mit Maria und Josef, dazu die Hirten mit Schafen. Das geht zu Herzen, das stellt man sich selbst zu Hause gerne auf. Aber wer schmückt sein Wohnzimmer mit einem Jesus, der brutal gegeißelt und ans Kreuz geschlagen wird? Kein Wunder, dass es mehr Weihnachts- als Passionskrippen gibt. Thomas Schindler, Experte für Volkskunde im Nationalmuseum, sagt aber: „Krippen sind ein aus Italien stammendes Kulturphänomen, das im 16. Jahrhundert eine gewisse Reichweite entfaltet, bis zum Münchner Herzogshof.“ Angefangen habe es mit dem Weihnachtsmotiv, im Rokoko seien die Fasten- und Passionskrippen aufgekommen. Gedacht waren sie vor allem als Andachtsbild: „Die Leute konnten nicht lesen und schreiben“, sagt Schindler. Und die auf Latein gehaltene Predigt des Pfarrers verstand auch kaum einer. „Wenn man sie aber bebildert bekommt, kann man es besser nachvollziehen.“
KNA/FOTO: BAYERISCHES NATIONALMUSEUM

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