„Lassen die uns noch rein?“

von Redaktion

Nach Verhaftungen: Viele USA-Urlauber sind verunsichert

Eine US-Flagge vor dem Weißen Haus in Washington. © dpa

Münchner Expertin für USA-Reisen: Gabriele Göppert.

Kontrolle bei der Einreise in die USA: Standard ist die Frage nach dem Reisezweck und der Dauer des Aufenthalts. Auf diese Fragen sollten Touristen sich gut vorbereiten. © Glenn Fawcett/CBP

München – In den USA wollten sie nur umsteigen, auf ihrem Heimflug von Neuseeland nach München. Doch noch in Auckland bekamen zwei Wasserburger eine Nachricht von den US-Behörden aufs Handy: „Immigration check incomplete.“ Einreisekontrolle unvollständig, nähere Gründe wurden nicht angegeben. Die neuseeländische Fluggesellschaft buchte das oberbayerische Paar auf einen Flug über Toronto, Kanada, um. Der Flug klappte reibungslos – doch seit Donald Trump wieder Präsident der USA ist, horchen Reisende aus Europa bei solchen Geschichten ganz genau hin. Neulich der Bericht über mehrere Deutsche, die in die USA einreisen wollten und in Abschiebehaft genommen wurden (siehe unten). Amerikanische Bürgerrechtsorganisationen raten Touristen sogar, sensible Daten vom Handy zu löschen – die Zahl der Überprüfungen elektronischer Geräte sei in den letzten Jahren angestiegen. Wird die Einreise in die USA zum Glücksspiel? Kann man dort noch Urlaub machen?

Diese Frage hört Gabriele Göppert in letzter Zeit oft. Sie betreibt seit 2013 in München ein Reisebüro und hat sich auf die USA spezialisiert. „Es gibt schon Kunden, die fragen: Hilfe, lassen die uns noch rein?“, sagt die Expertin. Einige Kunden streichen die USA ganz von der Reiseliste – wegen ihrer politischen Meinung. Auch der ADAC berichtet von rückläufigen USA-Buchungen bei einigen Reiseveranstaltern. Im Februar sei die Zahl der USA-Besucher aus Deutschland im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,5 Prozent gesunken. Quelle: US-Behörden. Der Deutsche Reiseverband hingegen teilt auf Anfrage mit, dass man noch keinen „Trump-Effekt“ bei USA-Reisen erkennen könne. Es gebe so gut wie keine Umbuchungs- oder Stornierungswünsche, die Staaten seien im Sommer an achter Stelle der Top-Reiseziele der Deutschen. Aber: Die Kunden hätten vermehrt Nachfragen zu den Einreisebedingungen.

Tatsächlich gibt es Unsicherheiten an der US-Grenze. „Unsere Touristiker und Juristen schauen genau hin“, sagt eine ADAC-Sprecherin. Auf der Homepage werden die Einreisetipps immer wieder aktualisiert – orientiert an den Empfehlungen des Auswärtigen Amts, das seine Reisehinweise zu den USA kürzlich ergänzt hat: „Vorstrafen in den USA, falsche Angaben zum Aufenthaltszweck oder eine auch nur geringfügige Überschreitung der Aufenthaltsdauer bei Reisen können bei Ein- beziehungsweise Ausreise zu Festnahme, Abschiebehaft und Abschiebung führen“, heißt es neuerdings auf der Internetseite. Es gibt weitere „mögliche Fallstricke“: Seit Ende Januar neu ist, dass beim Geschlechtseintrag nur noch die Antworten „männlich“ und „weiblich“ akzeptiert werden. Und: Auch mit einer gültigen ESTA-Genehmigung oder einem US-Visum ist eine Einreise keinesfalls sicher. Die endgültige Entscheidung, ob der Tourist ins Land darf, trifft der Grenzbeamte. Das Auswärtige Amt empfiehlt, Nachweise über die Rückreise mitzuführen.

Die Einreise in die USA war schon vor Trump ein kleines Abenteuer, die amerikanischen Grenzbeamten machen oft einen besonders mürrischen und abweisenden Eindruck. Tatsächlich berichteten Reisende zuletzt von deutlich barscheren Befragungen an Flughäfen und Grenzübergängen. In der Regel fragen die Grenzer nach dem Grund der Reise, schauen in den Pass und das war‘s. Nur, wenn dem Kontrolleur etwas komisch vorkommt, muss der Tourist in eine zweite, intensivere Befragung. In einer dritten Stufe dürfte der Beamte Handys oder andere Geräte an seinen Computer anschließen und die Daten auslesen – die würden 15 Jahre gespeichert. Deshalb warnen US-Bürgerrechtler: „Seid vorbereitet, macht euch einen Plan, bevor ihr an die Kontrolle kommt.“ Eine Möglichkeit sei, das Handy vor der Einreise in den Flugmodus zu versetzen.

Reisebüro-Inhaberin Gabriele Göppert findet das ein wenig zu viel Alarm. Sie sagt ganz deutlich: „Die Regeln gibt es, seit ESTA vor 16 Jahren eingeführt wurde. Das ist nichts Neues.“ Klar, manchen Kunden wird es beim Gedanken an ein Einreise-Verhör mulmig. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass es kurz unangenehm werden kann – doch wer korrekte Angaben macht und die nötigen Dokumente hat, bekomme keine Probleme. Sie selbst fliegt in knapp zwei Wochen das nächste Mal in die USA, samt Kindern und Enkelkindern. „Ich mache mir wirklich keine Sorgen.“
CARINA ZIMNIOK

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