In Reih und Glied: Castor-Behälter in Niederaichbach.
Protest: Atomkraft-Gegner gestern in Bremen.
Entlang der Strecke patrouillierte Polizei, auch zu Pferd. © Fotos: Armin Weigel/dpa, Sina Schuldt/dpa, Christopher Mick/BGZ
Angekommen: Waggons mit Castoren vor dem Kühlturm von Isar 2. © Sven Hoppe/dpa
Niederaichbach – Nach einer 17 Stunden langen Bahnfahrt quer durch Deutschland hat der Castor-Transport am Donnerstag sein Ziel erreicht: Am Nachmittag kam der von Dieselloks gezogene Zug mit sieben Castor-Behältern an den Bahnhof in Wörth an der Isar, gut drei Kilometer vom Zwischenlager in Niederaichbach entfernt. Dorthin sollte der Atommüll am Abend gebracht werden. Der Transport sei störungsfrei verlaufen, teilten Sprecher der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) und der Polizei mit. Störungsfrei allerdings nicht für normale Bahnpendler auf der Strecke Landshut–Plattling. für die Ankunft des Atommüll-Zugs wurde die eingleisige Strecke stundenlang gesperrt.
Gestartet war der Zug am späten Mittwochabend im Hafen von Nordenham (bei Bremerhaven) in Niedersachsen. Dorthin hatte ein Schiff die Castor-Behälter aus Großbritannien gebracht.
„Wir sind nicht glücklich über die Situation“, erklärte Niederaichbachs Bürgermeister Josef Klaus in einer Stellungnahme. Aber: „Es ist so, wie es ist.“ Die Menschen hätten sich damit abgefunden. „Wir hoffen halt nur (…), dass tatsächlich die Endlager-Suche zügig weitergeht“, damit die Castoren in einem überschaubaren Zeitraum wieder abtransportiert werden könnten. Das allerdings könnte ein frommer Wunsch sein. Das Zwischenlager in Niederaichbach direkt neben den stillgelegten Atommeilern Isar 1 und 2 ist bis 2047 genehmigt. Die Endlagersuche dauert wahrscheinlich noch etliche Jahre länger.
Entlang der Strecke veranstalteten Atomkraft-Gegner Kundgebungen und Mahnwachen. Die Landtags-Grünen, ÖDP, der Bund Naturschutz, Greenpeace und der Verein Ausgestrahlt kritisierten insbesondere die Unterbringung der Behälter in Zwischenlagern. In Bayerns Zwischenlagern Gundremmingen und Isar 1 und 2 lagern nach Berechnungen der Grünen mehr als 3000 Tonnen hochradioaktiver Atommüll, 24 Tonnen in Zwischenlagern, 600 Tonnen in Nasslagern auf dem Gelände der einstigen Atomkraftwerke. Energieexperte Martin Stümpfig, der für die Grünen im Landtag sitzt, forderte die Staatsregierung auf, sich für einen verstärkten Schutz der Zwischenlager einzusetzen. Denn die Lager seien nur für 40 Jahre geplant und genehmigt, würden aber wohl 80 bis 100 Jahre benötigt. Damit steigen auch die Gefahr, sagt Stümpfig. „Damals, als die Schutzhallen geplant wurden, gab es noch keine GPS-gesteuerten Kampfdrohnen oder russische Hyperschallraketen.“
Die Bundesrepublik Deutschland hat sich zur Rücknahme der Atomabfälle völkerrechtlich verpflichtet. Aus der Aufarbeitungsanlage Sellafield müssen noch sieben weitere Castor-Behälter zurückgenommen werden, die in Brokdorf (Schleswig-Holstein) zwischengelagert werden.
DW/DPA