Metzger findet Ehering im Kuhbauch

von Redaktion

Bauer Johannes Brandhuber hatte das Schmuckstück beim Füttern verloren

Josef Steinleitner ist seit Jahrzehnten Metzger. © Privat

Johannes Brandhuber hält seinen Ehering, den er im November im Kuhstall verloren hatte. © Armin Weigel/dpa

Auf seinem Hof streichelt Johannes Brandhuber ein Kalb. © Armin Weigel/dpa

Vilshofen/Simbach – „Herzal“ hieß die Kuh – und sie hat das Symbol einer Herzensangelegenheit verschlungen: Wahrscheinlich beim Füttern mit Hafersilage hat die junge Kuh ihrem Bauern Johannes Brandhuber aus dem niederbayerischen Simbach am Inn mit ihrer rauen Zunge den Ehering vom Finger gestreift und hungrig mit der Silage verschluckt. Jedenfalls fehlte dem noch recht jung verheirateten 32-Jährigen an jenem Sonntagmorgen im November nach der Stallarbeit der Ring. Rund vier Monate später dann der Anruf vom Metzger Josef Steinleitner in Vilshofen an der Donau: In „Herzals“ Bauch hat ein Mitarbeiter den Ring gefunden.

„Ich hab so was noch nie erlebt. Und auch nicht gehört von anderen Metzgern. Das ist einzigartig“, sagt Steinleitner (59), seit über 40 Jahren im Job und Chef des rund 135 Jahre alten Familienbetriebs. Seit dem ersten Bericht in der Lokalzeitung klingelt dauernd das Telefon, Journalisten aus ganz Deutschland lassen sich die Geschichte erzählen. Und die Kunden im Laden reden natürlich auch über nichts anderes. Eines ist klar: Nur, weil Steinleitner noch selber schlachtet und hinterher alles von Hand verarbeitet wird, konnte das Wunder überhaupt passieren.

Und das kam so: Steinleitner schlachtete die Kuh von Bauer Brandhuber, im Jahr kauft er ihm etwa 30 Tiere ab. Einer seiner Mitarbeiter leerte den Pansen und entdeckte das golden funkelnde Stück. „Es ist ein glücklicher Zufall, so ein kleines Ding zu finden“, sagt Steinleitner. In einem Großbetrieb hätte die Chance wahrscheinlich bei null gelegen. Funde von Metallteilen oder anderem Müll im Pansen von Kühen gebe es immer wieder einmal: Etwa Schrauben und Muttern von der Wiese rutschten beim schnellen Fressen schon mal durch den breiten Schlund. Aber ein Zeichen der Liebe im Kuhmagen? „Das war sehr berührend und tut richtig gut in den ansonsten eher ernsten Zeiten“, sagt der Metzger.

Der mattgoldene Ring war nach Monaten in dem riesigen Magen der Kuh blank gescheuert. Nur mit Mühe konnte Metzger Steinleitner bei dem Fund überhaupt die Initialen erkennen. Weil er aber natürlich weiß, von welchem Hof welches Tier kommt, rief er kurzerhand bei den Brandhubers an. Der Senior, der Vater von Johannes Brandhuber, war dran. „Ich habe ihn gefragt, ob was abgeht, nämlich ein Ring“, sagt Steinleitner und lacht. „Mir nicht, aber meinem Buam“, antwortete der Landwirt. Die Freude war selbstverständlich riesengroß. Dass der Ring je wieder auftauchen könnte – „so richtig geglaubt habe ich das nach so langer Zeit nicht mehr“, sagt Johannes Brandhuber. Vor allem seine Frau habe die Hoffnung aber nicht aufgegeben. „Sie hat sich sehr gefreut.“

Die beiden haben erst vor knapp zwei Jahren, im Juni 2023, geheiratet. Nach dem Verlust des Rings suchte der Ingenieur, der den Hof in Familienbesitz weiterbetreibt, den ganzen Stall ab. Ohne Erfolg. Schließlich kaufte er einen neuen Ring. Jetzt hat er zwei Eheringe – zum Wechseln.

„Herzal“ (bairisch: Herzerl als Koseform für Herzchen) hatte ihren Namen allerdings natürlich nicht wegen des Rings in ihrem Pansen am Lebensende. Die zweieinhalbjährige Kuh hatte ein weißes Herz auf der Stirn – deshalb hatten die Kinder des Vorbesitzers ihr den Namen gegeben. Übrig ist von ihr nun noch: etwas Salami bei der Metzgerei Steinleitner.
S. DOBEL, C. ZIMNIOK

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