… bei Michael Piazolo. © Peter Kneffel/dpa
Michael Piazolo, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler und zugleich Münchner FW-Chef, ist seit eh und je ein Gegner der 2. Stammstrecke. Die jüngste Kostenexplosion überrascht ihn nicht – er fordert Alternativplanungen.
Die 2. Stammstrecke wird immer teurer. Fühlen Sie sich in Ihren Zweifeln bestätigt?
Leider ja. Diese Geschichte der Kostensteigerungen und Verzögerungen währt ja schon lange. 2010 hieß es, die Stammstrecke werde zwei Milliarden Euro kosten, 2016 dann 3,8 Milliarden mit Fertigstellung 2026. Jetzt sind es 9,4 oder sogar elf Milliarden Euro und die Stammstrecke soll erst 2037 fertig sein. Ich bin mir sicher, dass es im Laufe der Zeit noch teurer wird.
Aber das Projekt ist nicht mehr zu stoppen, oder?
Diese Behauptung hört man immer wieder. Ich sage offen: Ich habe den Verdacht, dass manche Großprojekte vor der Genehmigung künstlich schöngerechnet werden. Und wenn sie mal begonnen sind, schießen die Kosten in die Höhe und die Zeitpläne kommen ins Rutschen. Das darf in der Zukunft so nicht mehr passieren. Was die 2. Stammstrecke betrifft, stellt sich schon die Frage, ob das Projekt wirklich so weitergebaut werden soll wie geplant.
Was meinen Sie konkret?
Augen zu und durch, egal, was es kostet – das kann es nicht sein. Wir brauchen jetzt Alternativen, die Pendler warten dringend darauf. So würde ein Nord-Süd-Ring der S-Bahn schneller Entlastung schaffen. Leider ist die Planung da nicht vorangetrieben worden, das muss jetzt dringend geschehen. Parallel könnten die Bauabschnitte im Westen fertiggestellt werden und für eine Entlastung der Stammstrecke in einem Teilabschnitt von der Donnersbergerbrücke bis zum Hauptbahnhof sorgen. Dann hätte man immerhin etwas erreicht. Ein unverdrossenes Festhalten an dem Gesamtprojekt aber halte ich für falsch.
Mit Verlaub, sind Sie da nicht in der Politik ein einsamer Rufer in der Wüste? Der Landtag hat doch eine Exit-Strategie gar nicht auf der Agenda.
Immerhin gibt es ja einen Unterausschuss extra für die 2. Stammstrecke. Mich hat gestört, dass die Deutsche Bahn gerade erst eine große Ausschreibung für den Bau des Ostabschnitts vergeben hat, für einen hohen dreistelligen Millionenbetrag wohlgemerkt, und ein paar Tage später dann mit den katastrophalen Zahlen rausrückt. Der bayerische Verkehrsminister, die DB und die zuständigen Abgeordneten müssen sich jetzt dringend zusammensetzen und entscheiden, wie es weitergeht. Alternativen gäbe es.