Bayern sitzt auf dem Trockenen

von Redaktion

Pegel an den Seen extrem niedrig – Städtetag appelliert: Wasser sparen!

Wegen des Niedrigwassers müssen diese Männer ein Motorboot aus dem Hafen von Iznang schieben.

Der Wasserstand des Bodensees ist deutlich niedriger als zu dieser Jahreszeit üblich. Rund um die Insel Reichenau hat sich das Wasser weit zurückgezogen. © Felix Kästle/dpa (2)

München/Lindau – Die Lage ist ernst. Bislang noch nicht dramatisch, aber falls nicht bald ergiebiger Landregen kommt, wird sie das. Bayern und auch der Rest Deutschlands haben mit einer ungewöhnlichen Frühjahrsdürre zu kämpfen.

Wer derzeit einen Ausflug an den Starnberger See macht, sieht an den Ufern graue Krusten, die zeigen, dass der Wasserstand ziemlich niedrig ist. Und zwar um einen Dreiviertel-Meter niedriger als im vergangenen Sommer. Zwar ist der Pegel des Sees noch weit von seinem Minusrekord von 35 Zentimetern aus dem Jahr 1963 entfernt – aber er zeigt einen Trend, der sich gerade in ganz Bayern fortsetzt. Zum Beispiel am Bodensee. Dort, am westlichen Untersee, ist bereits ein Hafen trocken gefallen, mehrere andere können nicht angefahren werden.

Auf Wasser aus der Schneeschmelze ist heuer kein Verlass

„Die Grundwasserstände sind bereits niedrig, zum Teil sehr niedrig“, erklärt Korbinian Zanker, Leiter des für das Oberland zuständigen Wasserwirtschaftsamtes Weilheim. „Vor allem in Ettal im oberen Einzugsgebiet der Ammer und an der Loisach in Burgrain haben wir sehr niedrige Grundwasserstände.“ Die Hauptursache ist laut Zanker: „Der Winter, in dem sich die Grundwasserspeicher normalerweise füllen, war niederschlagsarm, und auch die Schneeschmelze in den Bergen wird nicht viel Wasser nachliefern.“

Das zeigt auch der Blick aufs Zugspitzplatt. „Mit einer aktuellen Schneehöhe von nur 170 Zentimetern hat die Station Zugspitze des Deutschen Wetterdienstes Anfang April eine so geringe Schneedeckenmächtigkeit wie zuletzt vor 53 Jahren“, berichtet das Landesamt für Umwelt. Ansonsten beträgt die Niederschlagsmenge im bisherigen hydrologischen Winterhalbjahr vom 1. November 2024 bis 6. April 2025 für Südbayern mit 255 Millimetern nur 70 Prozent des langjährigen Mittels.

Dass die Isar am Sylvensteinspeicher noch nicht von großen Kiesbänken gesäumt wird, ist dem Management des Wasserwirtschaftsamtes zu verdanken. „Wir haben im Winter eine große Reserve aufgebaut, mit der wir den Pegel ausgleichen können.“ Noch sei die Lage nicht dramatisch, so Zanker. „Aber wir bräuchten lang anhaltenden, ergiebigen Landregen.“ Eine Sorge kann Zanker den Menschen nehmen: „Die Wasserversorger sind gut aufgestellt.“ Allerdings mahnte der Städtetag-Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy im „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ schon zu einem sparsamen Umgang mit Trinkwasser. Denn bei einer lange andauernden Dürre könne es regional zu Herausforderungen kommen.

Sorgen bereitet die Dürre den Landwirten. Josef Schächtl, Bereichsleiter Landwirtschaft am AELF Ebersberg-Erding, sagt: „In der Landwirtschaft zeigen sich erste Auswirkungen bei frühen Kulturen wie Wintergerste, Winterweizen, Winterraps oder Frühkartoffeln, bei denen das Wachstum verzögert ist und Ertragseinbußen drohen.“ Darüber hinaus könnten auch ausgesäte Sommerfrüchte ohne verfügbares Bodenwasser oder Niederschläge nicht keimen. „Sollte es in den kommenden Wochen zu keinen nennenswerten Niederschlägen kommen, verschärft sich die Lage – besonders auf leichten Böden mit geringer Wasserspeicherkapazität“. Vor allem Gegenden mit geringer Oberbodenauflage und kiesigem Untergrund sind betroffen.

Weiterhin ist nicht nur im Amtsgebiet die Waldbrandgefahr hoch: Der Gefahrenindex liegt in den nächsten Tagen bei Stufe 3 von 5.
JOHANNES WELTE

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