Kampf gegen Geldwäscher

von Redaktion

Milliardenschäden: Bayern gründet neue Zentralstelle

Dieses Gold wurde bei einer Kontrolle auf der A3 entdeckt.

Beschlagnahmt: Ein Bugatti Veyron Grand Sport Vitesse, der dem Boss einer internationalen Betrügerbande gehörte. Wert: drei Millionen Euro. © Yannick Thedens (2)

München – Der Bugatti Veyron Grand Sport Vitesse steht im Hof der Generalstaatsanwaltschaft München. Zwei schwer bewaffnete Polizisten des Unterstützungskommandos bewachen den blau-silbernen Sportwagen, den es weltweit nur einmal gibt. Er ist einer von sechs Autos der hochexklusiven Serie „Les légendes de Bugatti“ (franz. für „Die Legenden von Bugatti“) – sein Wert: drei Millionen Euro.

Auf Bitten der Schweiz haben Ermittler der neuen „Zentralstelle Geldwäschebekämpfung und Vermögensabschöpfung (ZGV)“ den Bugatti beschlagnahmt – genau wie einen weiteren Supersportwagen, einen Koenigsegg Agera (Wert: 2,2 Millionen Euro). Diese Diamanten auf Rädern gehörten mal dem Boss einer internationalen Betrügerbande. Jetzt gehören sie dem Freistaat Bayern.

Solche Beutestücke möchte die ZGV bald öfters zeigen. Sie soll jetzt verstärkt gegen Geldwäsche vorgehen. Das ist laut Justizminister Georg Eisenreich (CSU) nämlich ein riesiges Problem: Nach Schätzungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht werden in Deutschland bis zu 100 Milliarden Euro im Jahr gewaschen.

Tagtäglich schleusen Verbrecher die Beute aus illegalen Geschäften durch oder nach Deutschland – um sie hier in den legalen Wirtschaftskreislauf zu bringen. „Geldwäsche ist die Veredelung der Tatbeute“, sagt Generalstaatsanwalt Reinhard Röttle. Und da wollen die Ermittler ansetzen: Erstens dieses Geld konfiszieren – um „die Täter dort zu treffen, wo es ihnen besonders wehtut“, sagt Eisenreich. Und zweitens, um damit an Hintermänner zu kommen.

Chefin der ZGV ist die Leitende Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl – „eine der erfahrensten Wirtschaftsermittlerinnen Deutschlands“, so Eisenreich. Sie soll besonders komplexe und herausgehobene Verfahren übernehmen, die Ermittler des Zolls und der Polizei aufstöbern.

Bäumler-Hösl kämpft seit Jahren gegen Verbrecher – indem sie ihnen ganz einfach die Beute wegnimmt. Nach einer Gesetzesänderung dürfen Bayerns Behörden Vermögen „unklarer Herkunft“ einziehen – genau das will die neue Bundesregierung jetzt deutschlandweit einführen. Ein Beispiel aus Niederbayern: Im Oktober 2023 fanden Verkehrspolizisten auf der A3 56,9 Kilo Gold im Wert von drei Millionen Euro. Sie waren in einem Audi A4 versteckt. Das Ziel der Fahrer: die Türkei. Wem es gehört, ist noch unklar – klar ist jedoch: „Es ist jetzt auf dem Weg, eingeschmolzen zu werden“, so die Staatsanwältin. Der Erlös geht an den Staat.
THOMAS GAUTIER

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