Die einzige Überlebende des Terror-Trios: Beate Zschöpe während ihres Prozesses in München. Sie sitzt heute in Chemnitz ein. © Kneffel/dpa
Berlin/Nürnberg – Nürnberg soll ein NSU-Dokumentationszentrum bekommen. Über die Schaffung einer entsprechenden Einrichtung, die die Erinnerung an die Verbrechen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ wach halten, an seine Opfer erinnern und den rechtsextremen NSU-Komplex aufarbeiten soll, wird schon länger diskutiert. Nun heißt es im frisch ausgehandelten Koalitionsvertrag: „Wir schaffen ein NSU-Dokumentationszentrum in Nürnberg.“
Oberbürgermeister Marcus König (CSU) begrüßte die Pläne: „In Nürnberg gibt es seit vielen Jahren sowohl städtischerseits als auch in der Zivilgesellschaft eine vielstimmige und intensive Auseinandersetzung mit dem „NSU“-Komplex“, betonte er. „Ich bin überzeugt, dass die Standortwahl auch bei den betroffenen Familien auf Zustimmung stoßen wird.“ Die Stadt hatte sich bereits vergangenes Jahr als Standort für das Dokumentationszentrum ins Spiel gebracht. Auch die Staatsregierung hatte sich hinter diesen Wunsch gestellt.
Die Nürnberger SPD-Stadtratsfraktion feierte die Entscheidung als Erfolg. Man habe dieses Ziel seit Jahren verfolgt. Als Gründe führt die integrationspolitische Sprecherin der Fraktion, Diana Liberova, unter anderem an, „dass drei Opfer der Mordserie Nürnberger waren“. Der Vorsitzende der Nürnberger SPD und Oberbürgermeisterkandidat Nasser Ahmed sagte, er halte an der Idee fest, das Dokumentationszentrum am Benjamin-Ferenc-Platz anzusiedeln. „Die unmittelbare Nachbarschaft zum Memorium Nürnberger Prozesse und dem Saal 600 hat eine hohe Symbolkraft: Nürnberg setzt sich aktiv und intensiv sowohl mit den Verbrechen des Nationalsozialismus auseinander als auch mit den Morden, die nach 1945 im Namen rechtsextremer Ideologie begangen wurden.“
Zwischen 2000 und 2007 ermordete der „Nationalsozialistische Untergrund“ zehn Menschen: acht türkischstämmige und einen griechischstämmigen Kleinunternehmer sowie eine deutsche Polizistin. Drei Opfer wurden von Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Nürnberg erschossen: der Blumenhändler Enver Simsek, der Imbissbesitzer Ismail Yasar und der Schneider Abdurrahim Özüdogru. Heute erinnern ein Park und zwei Plätze an die Familienväter.