Bayerns leise Helden

von Redaktion

Lebensretter und Ehrenamtler in München ausgezeichnet

Mia Vujic, Frida Graumann und Alexandru-Andrei Györfi retteten ein vierjähriges Kind vor dem Ertrinken.

Antonia Hohberg (r.) und Lena Mörtl retteten Korbinian Graf von Tauffkirchen das Leben. Er hat sich bei einem Kopfsprung in den Starnberger See schwer verletzt. Seitdem ist der 23-Jährige querschnittsgelähmt. © Yannick Thedens (2)

München – Juli 2022, ein heißer Sommerabend mit wenig Wasser im Starnberger See. Korbinian Graf von Tauffkirchen entschließt sich trotzdem zu einem Kopfsprung vom Badesteg in Percha – so wie er ihn schon zigmal gemacht hat. Doch dieser eine Sprung verändert alles. Der damals 20-Jährige stößt mit dem Kopf auf den steinigen Grund. Und spürt sofort seine Beine nicht mehr.

Antonia Hohberg aus Berg, damals 21, und Lena Mörtl aus Starnberg, damals 18, reagieren schnell. Sie ziehen den schwer Verletzten an die Wasseroberfläche, retten so vermutlich sein Leben. Dafür zeichnete Regierungspräsident Konrad Schober die beiden am Freitag in München aus – mit der Urkunde „Öffentliche Anerkennung für eine Rettungstat“.

Korbinian Graf von Tauffkirchen kam nach dem Unfall ins Murnauer Klinikum, blieb dort vier Monate. Heute spürt er von den Schultern abwärts fast nichts mehr. „Es ist ein Prozess. Es kann sein, dass ich morgen oder in zehn Jahren wieder mehr spüre.“ Trotzdem bleibt er positiv. Er könne nicht ändern, was passiert ist und konzentriere sich lieber auf die Zukunft. Der gelernte Schreiner holt gerade seine Mittlere Reife nach.

Neben Hohberg und Mörtl wurden am Freitag noch zehn weitere Personen geehrt, für herausragende Dienste um das Gemeinwohl sowie für Rettungen von Menschen aus Lebensgefahr. „Helden aus der Mitte der Gesellschaft“, sagte Schober über die Ausgezeichneten. Sie würden den „entscheidenden Unterschied in dieser Gesellschaft machen“.

So erhielt die Physiotherapeutin Astrid Heid aus Bad Tölz die Bayerische Rettungsmedaille. Die 56-Jährige zog gemeinsam mit weiteren Helfern unter Lebensgefahr einen schwer verletzten Mann aus einem brennenden Haus. „Das alles musste erst mal sacken“, sagt Heid. Der Mann starb ein paar Tage nach dem Brand an seinen schweren Verletzungen. „Ich war aber so froh, dass wir ihn herausgebracht haben, so konnte sich seine Familie noch von ihm verabschieden“, sagte Heid. Ebenfalls geehrt: das Lebensretter-Trio Mia Vujic, Frida Graumann und Alexandru-Andrei Györfi. Die Jugendlichen aus Rosenheim und Stephanskirchen retteten einen Vierjährigen, der im Rosenheimer Freibad untergegangen war.

Das „Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt“ erhielt Günter Dietz aus Erding für seine Verdienste zur Traditionspflege rund um die Sportschützen in Kirchheim. Der 76-Jährige ist bereits seit 47 Jahren Teil der Schützengesellschaft. „Es ist wie eine große Familie“, sagt Dietz stolz. „Es gibt sonst kaum eine Sportart, wo ein zwölfjähriges Kind und ein 90-Jähriger zusammen in derselben Disziplin antreten.“
FRANZISKA WEBER

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