„Gerechtigkeit für Alex“: Rund 1000 Demonstranten versammelten sich am Samstag in Passau, um den abgesetzten Pfarrer Alexander Aulinger zu unterstützen. © Zema Medien
Passau – Hunderte Menschen haben in Passau für den abgesetzten Pfarrer Alexander Aulinger aus dem niederbayerischen Hauzenberg demonstriert. Die Polizei sprach von 800 bis 1000 Menschen, die friedlich vom Klostergarten zum Domplatz zogen. Die Demonstrierenden forderten die Wiedereinsetzung des Geistlichen und kritisierten den Passauer Bischof Stefan Oster. Dieser hatte dem Mann vor drei Wochen ein vorläufiges Zelebrationsverbot sowie ein Verbot, öffentlich als Priester aufzutreten, auferlegt (wir berichteten). Hintergrund sind Vorwürfe gegen den Pfarrer bezüglich seiner Jugendarbeit, es geht unter anderem um Alkoholkonsum. Auf den Transparenten solidarisierten sich die Unterstützer nun mit dem Geistlichen. Es hieß: „Wir wollen Priester, die in der Gesellschaft und im Leben zu Hause sind.“ Andere Demonstrierende forderten „ein Herz“ oder „Gerechtigkeit“ für den Mann.
Über seinen Anwalt Holm Putzke hatte der Pfarrer die Vorwürfe zurückweisen lassen. Die Staatsanwaltschaft, der das Bistum den Sachverhalt nach eigenen Angaben übergeben hatte, teilte mit, dass nach einem Vorermittlungsverfahren kein Anfangsverdacht vorliege.
Wie nun außerdem bekannt wurde, sieht der Münchner Kardinal Reinhard Marx keinen kirchenrechtlichen Verstoß, kein Fehlverhalten des Passauer Bischofs Stefan Oster im Fall Hauzenberg. Dies geht aus einem Schreiben hervor, das dem BR vorliegt. Damit reagierte Marx als zuständiger Erzbischof auf eine Meldung von Timo Ranzenberger. Dieser hatte als Kind Missbrauch erlebt und wirft Oster vor, die Vorwürfe gegen den Pfarrer nicht rechtzeitig an den Vatikan gemeldet zu haben, schreibt der BR. Dabei berief sich Ranzenberger auf eine Regelung von Papst Franziskus, die eine Sanktionierung von Bischöfen vorsieht, wenn sie nicht konsequent mit Vorwürfen umgehen. Marx argumentiert, dass mögliche Taten zunächst durch den zuständigen Bischof untersucht werden müssten. Oster habe dies getan. Zudem seien ihm keine Meldung konkreter Betroffener bekannt, so Marx. Deshalb könne er Ranzenbergers „Auslegung der Rechtslage nicht zustimmen“. Bischof Oster hat einen Aufarbeitungsprozess angekündigt.
DPA/MAR