Schnecken im Wetterglück

von Redaktion

Trockenheit könnte Gärtnern heuer eine kleine Verschnaufpause bescheren

Absammeln per Hand: Dazu rät Eva Schmidbauer. © Privat

Entsorger: Schnecken können nützlich sein. © IMAGO/R. Poss

Von Schneckenkorn rät Manfred Siering vom Bund Naturschutz Hobbygärtnern ab. Das sei schlecht für die Biodiversität und die gesamte Nahrungskette. © Christin Klose

München – Sie kann gut klettern, vermehrt sich schnell, kommt mit praller Sonne zurecht und frisst sich durch sämtliche Beete: Die Spanische Wegschnecke, auch Große Wegschnecke genannt, hat sich vergangenes Jahr als Plage erwiesen und Hobbygärtner zur Verzweiflung gebracht. Doch heuer könnte es eine Verschnaufpause von der Superschnecke geben, insgesamt könnten Schnecken weniger Probleme in Gärten machen. Das hängt mit der Trockenheit zusammen.

„Der letzte Winter war sehr trocken und das Frühjahr extrem niederschlagsarm“, sagt Manfred Siering, Vorstand in der Kreisgruppe München des Bund Naturschutz (BN). Und laut seinem Freund, dem „Schneckenpapst“ Michael Schrödl von der Zoologischen Staatssammlung München, hemme Trockenheit im Frühjahr die meisten Nacktschnecken. Inwieweit sich sämtliche Schnecken heuer in Gärten tummeln, hänge vom Wetter ab, erklärt Siering. Prinzipiell können zum Beispiel Weinbergschnecken mehrere Jahre alt werden. „Im Winter graben sie sich im Boden ein.“ Verschließen ihr Gehäuse mit einem Kalkdeckel und halten eine Art Winterschlaf. Auch Nacktschnecken buddeln sich in der Erde ein. Sobald die Temperaturen milder werden und es mehr regnet – und das soll ja laut Wetterbericht die nächsten Tagen der Fall sein – kriechen sie aus ihren Verstecken.

Dann kommt auf Gartenprofis wie Eva Schmidbauer viel Arbeit zu. „Schnecken sind Feinschmecker, sie mögen am liebsten junge Pflanzen“, sagt die Leiterin des Freilandbereichs im Botanischen Garten München-Nymphenburg. Sie hat für Hobbygärtner Tipps parat, wie man die Kriechtiere in Schach hält. Die beste Methode sei das Absammeln per Hand. „So erwischt man das Fressvieh und den Eierableger.“ Am besten mache man sich morgens und abends auf die Suche. „Wenn es feucht ist, kommen Schnecken raus.“ Doch was passiert mit den aufgesammelten Schnecken? „Zuerst schauen wir, um welche Art es sich handelt.“ Weinbergschnecken versetzt Schmidbauer an eine andere Stelle. Exemplare der gefürchteten Spanischen Wegschnecke vernichtet sie mit heißem Wasser. „Damit es schnell geht und die Tiere nicht leiden.“ Tigerschnegel hingegen, deren Streifen- und Tupfenmuster an ein Raubtierfell erinnert, lässt Schmidbauer gewähren. Denn sie können nützlich sein. „Sie machen einen Gesundheitsdienst im Garten.“ Siering betont: „Unsere Natur braucht Schnecken.“ Sie seien Abfallentsorger, fressen tote Insekten, Molche, Mäuse und Pflanzenreste. Sie machten Hundewiesen sauber. „Sie vertilgen Kot samt aller Bakterien und Parasiten und verwandeln ihn in Kompost.“ Deshalb rät auch er zum Absammeln. „Und dann ab damit auf die nächste Hundewiese.“

Effektiv seien Hochbeete mit Schneckenzaun, rät Schmidbauer. Schneckenkorn nimmt sie nur selten und in geringer Dosis her. Denn auch Schneckenjäger wie Igel würden unter dem Gift leiden. Siering warnt: Schneckenkorn sei „verhängnisvoll für die gesamte Nahrungskette und die Biodiversität“. Von der „Bierfalle“ hält Schmidbauer ebenfalls wenig. „Dann liegen die aufgeschwemmten Bierleichen drin“, warnt sie. Kein schöner Anblick. „Und es lockt Schnecken aus der Nachbarschaft an.“ Das Hausmittel Salz findet Schmidbauer untragbar: „Das ist eine Schinderei.“ Und sei schlecht für den Boden. Der beste Trick sei, das Gelege zu entfernen. „Das schaut aus wie kleiner weißer Kaviar.“ Die Eier finden sich unter Holzplatten, Blumentöpfen, in feuchten, geschützten Ecken. Die Eiablage findet meist von Ende Juni bis September statt. Man könne die Eier einfach in der Sonne austrocknen lassen. „Für Vögel sind sie ein gefundenes Fressen.“
MARLENE KADACH

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