München – Die Diddl-Maus war Ende der 1990er-Jahre die heiße Ware auf Bayerns Schulhöfen. Blatt um Blatt wurde aus Schreibblöcken, auf denen die Comic-Maus immer wieder in anderen Motiven zu sehen waren, wie wild getauscht. An vielen Schulranzen baumelte damals auch ein Tamagotchi – eine Art digitales Haustier, das per Knopfdruck gefüttert werden musste. Wenige Jahre später stürmten Kinder die Schreibwarenladen für die Tausch- und Sammelkarten der Anime-Serie Pokémon. „Was Kinder sammeln, unterliegt natürlich immer Moden“, sagt Tanja Kretz-Bünese, Psychotherapeutische Leitung der Hochschulambulanz an der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Aber man muss sie machen lassen, denn entwicklungspsychologisch macht Sammeln Sinn. Es ist gut für Kinder. Es stärkt ihr Selbstbewusstsein, fördert ihre Sprachentwicklung und mathematischen Fähigkeiten.“
Im Gegensatz zu erwachsener Sammelwut kann sich laut der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin aus diesem Sammeln heraus keine Sucht oder gar ein Messietum entwickeln. „Natürlich ist es Job der Eltern, Regeln aufzustellen sowie Grenzen zu setzen und die auch einzuhalten“, so Kretz-Bünese. Folgende Fragen sollte man klären: Wann gibt es wie viel? Was davon bezahlt das Kind womöglich selbst? Oder: Was muss das Kind tun, um sich einen Stift zu verdienen? „Natürlich ist es heute so, dass wir in einer extremen Konsumwelt leben. Eltern müssen sich überlegen, wie viel Konsum sie für ihre Kinder haben möchten.“ Die Expertin rät: „Man sollte auch klarmachen, wann mal aufgeräumt oder aussortiert wird.“
CAZ