Achtung: Risiko durch Rest-Schnee

von Redaktion

Lawinengefahr für Wanderer – DAV-Experte rät zu Grödeln und Powerbank

Zwei Wanderer im Gebirge: So ein Schneefeld sieht harmlos aus, kann aber tückisch sein und zur Falle werden. © DAV

München/Grainau – Manche können es kaum erwarten: endlich raus in die Natur und rauf in die Berge. Die milden Temperaturen am Osterwochenende sind vielversprechend. Doch auch wenn es im Tal schon warm ist und Blümchen in allen Farben blühen – oben in den Bergen herrschen teils winterliche Verhältnisse. Schneefelder können zur tödlichen Gefahr werden.

Wo noch Schnee die Wegmarkierungen verdeckt, tun sich Wanderer schwer, die richtige Richtung einzuschlagen. Verirren sie sich dann in gefährliches Steilgelände, droht Rutsch- und Absturzgefahr. Der Deutsche Alpenverein (DAV) warnt vor den häufigsten Unfallursachen und erklärt, wie man sie vermeidet. „Die bayerischen Voralpen sind südseitig bis 2000 Meter Höhe fast schneefrei“, räumt Bergführer Stefan Winter ein. Der Ressortleiter für Sportentwicklung beim DAV warnt jedoch: „Nordseitig liegt oberhalb von 1300 bis 1400 Metern Höhe noch gut Schnee, vor allem in schattigen Lagen.“

Besonders in diesen Regionen komme es auf die passende Ausrüstung an: feste Schuhe, warme Kleidung und Handschuhe. Grödeln – eine Art Schneekette für Wanderschuhe – oder leichte Steigeisen geben Halt auf Schneefeldern.„Wenn man ins Rutschen kommt, sollte man versuchen, in eine Liegestützposition zu kommen, sich vom Rücken oder von der Seite auf den Bauch drehen und mit den Händen abstützen“, erklärt der Experte. „Handschuhe schützen dabei vor Verletzungen an der harten Schneeoberfläche.“ Weichen die Schneefelder in der Sonne auf, sollten Wanderer auf der Hut sein, um nicht stecken zu bleiben.

Am besten wäre es laut DAV, immer eine Rettungsdecke und ein Erste-Hilfe-Set in den Rucksack zu stecken sowie eine Powerbank, mit der das Handy länger durchhält. Allein in der vergangenen Woche waren Bergwachtler in Bayern mehrfach ausgerückt, weil Wanderer nicht entsprechend der Wetterlage ausgerüstet waren. Erst vor wenigen Tagen rutschte ein kanadischer Student wohl auf einem Schneefeld aus und verunglückte im Höllental unweit der Zugspitze tödlich. Polizei und Bergwacht fanden den jungen Mann tot in steilem und schneebedecktem Gelände nahe Grainau. Glimpflich ging die Wanderung über ein Schneefeld für einen Kurgast aus Baden-Württemberg aus. Die Reichenhaller Bergwacht und die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ bargen ihn unverletzt. Er war im Aufstieg zum Hochschlegel in rund 1500 Metern Höhe auf einem Schneefeld immer wieder im weichen Schnee eingebrochen. Als er nicht mehr weiterkam, wählte er den Notruf. Mit dem Leben davongekommen ist auch ein 23-Jähriger aus Wörthsee im Kreis Starnberg, der auf der österreichischen Seite der Zugspitze von einer Lawine erfasst und 500 Meter über felsiges Gelände mitgerissen wurde. Sein Begleiter holte Hilfe (wir berichteten).

Derzeit gilt für die Werdenfelser, Berchtesgadener, Allgäuer und Ammergauer Alpen Lawinenwarnstufe 2, das heißt: Gleitschneelawinen können unabhängig der Tages- und Nachtzeit abgehen. In den Chiemgauer Alpen sind nasse Lawinen laut Warndienst möglich, bleiben aber klein.
COE/DPA

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