Mit Muskelkraft wird der Maibaum aufgestellt – wie hier in Oberdarching im vergangenen Jahr. © THOMAS PLETTENBERG
Straßlach – Das Fest um den Maibaum gehört zu den ältesten Traditionen Bayerns. Daniel Aschoff hat über die Bräuche und Eigenheiten der Burschenvereine in der Zeit bis Anfang Mai ein Buch geschrieben. Denn bevor das Prachtstück geschmückt und aufgestellt wird, ist es heiß umkämpft.
Sie stammen aus Göttingen, wohnen aber seit Jahrzehnten in Straßlach. Können Sie sich noch an Ihre erste bayerische Maifeier erinnern?
Natürlich! Die war in Wangen, einem Dorf zwischen Schäftlarn und Starnberg. Als Niedersachse schaute ich da mit einem faszinierten Blick drauf: Ich war 25, die Sonne kam raus, und man rückte die Tische und Bierbänke einfach vors Festzelt auf die Wiese.
Besonders die Maiwachen haben es Ihnen angetan. Was fasziniert Sie so an dieser Tradition?
Insgesamt schweißt die Dorfgemeinschaft nichts so zusammen wie die Maibaumzeit. Ich war auf vielen Wachen dabei. Klar, manchmal geht es ums Biertrinken, manchmal einfach nur ums ruhige Beisammensein. Oft tun sich fünf, sechs Maibaumwachen zusammen, mieten einen Bus und fahren die anderen Wachen als Besucher ab, da entstehen enge Freundschaften zwischen Dörfern und Burschenvereinen. Auf gemeinsamen Wachen der unverheirateten Burschen und Deandln gehen oft Paare hervor. Vielleicht habe ich aber auch ein kleines Trauma, dass ich dieses Thema aufarbeiten musste …
Ein schlimmes Erlebnis in der Maibaumzeit?
Ich hatte als Lokalredakteur einen guten Kontakt zur Burschenschaft Unterbrunn im Kreis Starnberg. Die hatte schon 69-mal einen Maibaum geklaut, und ich hätte beim nächsten Mal dabei sein dürfen. Für einen Journalisten ein Traum! Dann klingelte um drei Uhr nachts das Telefon, die Sache ging los – und ich habe den Anruf nicht gehört. Es wäre eine spannende Reportage geworden.
Stattdessen haben Sie ein Buch geschrieben und dafür sechs Burschenvereine interviewt.
Es geht in den Gesprächen mit den Burschenvereinen Roding, Aying oder Grasbrunn um jahrhundertealte Traditionen rund um den Maibaum: um die Wachen, den Klau und schließlich um die Maibaumfeier. Das Brauchtum wird über Generationen hinweg geschützt. Beim Antdorfer Mailauf etwa versuchen die Madln, natürlich ledig, möglichst schnell über eine Wiese zu rennen, an dessen Ende die jungen Maiburschen auf ihre Angebetete warten. Wer erlaufen wird, wird später als Paar zum abendlichen Maitanz gehen. In anderen Orten werden die Paare zusammengelost.
Auch die Grasbrunner Klau-Allianz spielt eine Rolle.
Ja, die sind extrem erfolgreich! Leider war ich selbst noch nie bei so einem Coup dabei . Bei einigen Gemeinden ist die Tradition des Maibaumklauens auch in Gefahr. Mit moderner Technik wie Bewegungsmeldern und Kameraüberwachung lässt sich halt nicht so leicht ein Baumstamm stehlen.
Der Maibaum wird im Dorf nur alle fünf Jahre aufgestellt.
Bei uns in Straßlach wird mit seinen vier Gemeinden praktisch jedes Jahr der Maibaum gefeiert. Das Buch ist meine Therapie für das fehlende Maibaumjahr heuer.
TINA SCHNEIDER-RADING
Daniel Aschoff: „Mai, oh Mai“, 96 Seiten, 7,49 Euro, erschienen im Eigenverlag. Erhältlich u.a. über Amazon.