Sie legten Kränze nieder: Karl Freller, Dominique Boueilh (Präsident Comité International de Dachau), Julia Klöckner, Ilse Aigner und Anna Stolz (Kultusministerin).
Einer der letzten Überlebenden: Jean Lafaurie nahm an der Gedenkfeier teil. Er war einer von nur noch neun Zeitzeugen, die gekommen waren. © dpa (2)
Zurück in Dachau: Bud Gahs (100) war einer der US-Soldaten, die das KZ Dachau am 29. April 1945 befreiten. © Roswitha Höltl
Dachau – Mit einer großen Gedenkfeier ist an die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau erinnert worden. Rund 1700 Gäste kamen in der Gedenkstätte zusammen – so viele wie noch nie. Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, nannte die Veranstaltung gestern „die größte Befreiungsfeier, die hier je stattfand. Leider mit den wenigsten Überlebenden und Befreiern“. Tatsächlich hatten nur noch neun Überlebende und ein Befreier den beschwerlichen Weg nach Dachau auf sich genommen. Umso dankbarer waren ihnen dafür die zahlreichen Vertreter der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, die sich mit Grußworten an die hochbetagten Gäste und deren Familien richteten.
Bundestags-Präsidentin Julia Klöckner erinnerte daran, dass in Dachau Terror zum System geworden sei. Es sei der erste Ort gewesen, an dem nichts gegolten habe außer der Willkür der SS. Sie versprach den Opfern und deren Angehörigen, alles dafür zu tun, dass Dachau – auch nach dem Ableben der letzten Zeitzeugen – nicht vergessen wird. Wie dies geschehen soll? „Über Angebote gerade dort, wo junge Menschen sich informieren. In den Sozialen Medien, auf Tiktok, wir müssen streitbar Stellung beziehen!“ Landtagspräsidentin Ilse Aigner erinnerte ebenfalls an den Wert der Erinnerungskultur. „Sie macht uns klüger und stärker!“ Dass die Nachgeborenen zumindest eine Ahnung haben von dem Grauen, das sich hinter den Toren der Konzentrationslager abgespielt hat, sei den Überlebenden zu verdanken. Auch den Befreiern dankte Aigner: „Die US-Amerikaner haben die Tore aufgestoßen und uns Freiheit geschenkt. Sie haben uns Deutschen die Hand gereicht.“
Einer, der am 29. April 1945 dabei war, als die Tore des KZ Dachau aufgestoßen wurden, war Bud Gahs. Der heute 100-jährige ehemalige US-Soldat erntete minutenlangen Applaus, als er mit fester Stimme von jenem Tag sprach, der sein Leben, aber auch seinen Blick auf den Krieg veränderte. So hätten er und seine Kameraden von der 42. US-Infanteriedivision in den Monaten vor dem 29. April gekämpft, ihr Leben riskiert und sich dabei natürlich hin und wieder die Frage gestellt, wofür sie eigentlich kämpften. „Als wir nach Dachau kamen, wussten wir es“, sagte Gahs gestern. „Es brach uns das Herz. Keine militärische Ausbildung hätte uns auf das vorbereiten können, was wir hinter diesen Toren sahen.“
Die „wahren Helden“ seien nicht er und seine Kameraden gewesen, sondern die KZ-Überlebenden, betonte Gahs. Von ihnen habe er gelernt, wie wichtig Hoffnung und die Stärke des menschlichen Geistes seien. „Never forget“ war damals das Motto seiner Division – damit und mit einem herzlichen „Gott segne Sie“ verabschiedete sich Gahs von der Bühne. Und genau in diesem Moment lachte die Sonne über Dachau – zum einzigen Mal während der Gedenkfeier.
STEFANIE ZIPFER