DAS PORTRÄT

Die Hüttenwirtin, die den Schnee liebt

von Redaktion

Brigitte Parson (r.) aus Garmisch-Partenkirchen.

Brigitte Parson aus Garmisch-Partenkirchen war viele Jahre Teilzeit-Hüttenwirtin, bevor sie beschloss, gemeinsam mit ihrem Partner und einer Freundin eine der höchstgelegenen Unterkünfte der Alpen zu übernehmen: die Oberaarjochhütte im Wallis. Die Hütte bietet nur das Nötigste – aber dennoch genug.

Wie ein Vogelnest steht die Oberaarjochhütte im Wallis zwischen den mächtigen Felswänden. Sie scheint in der Luft zu hängen, 50 Meter über dem Abgrund. Bergsteiger und Tourengeher erreichen sie nur über einen Klettersteig. Als die Hütte 1904 erbaut wurde, stand sie auf Höhe des Gletschers. Doch der hat sich zurückgezogen, zurückgeblieben ist ein Fels- und Schneeplateau 50 Höhenmeter weiter unten. Brigitte Parson aus Garmisch-Partenkirchen liebt den Schnee. „Man kann wirklich sagen: Er macht mich glücklich“, sagt die Hüttenwirtin. Und das, obwohl sie in ihrem ersten Jahr auf der Hütte eine Menge Schnee schippen musste. Auf einem Foto hat Parson die kleine Hütte entdeckt. Sie wusste sofort: Dort will sie Hüttenwirtin sein. Hüttenwartin, wie die Schweizer dazu sagen. Seit dem vergangenen Winter bewirtschaftet sie mit ihrem Partner Corsin Flepp und im Wechsel mit ihrer Freundin Stella Hell das abgelegene Refugium auf 3258 Metern Höhe.

Bereits seit 15 Jahren arbeitet Parson als Teilzeit-Hüttenwirtin, den Rest des Jahres in einer Steuerkanzlei in Garmisch-Partenkirchen. Seit März 2024 nun die Oberaarjochhütte, eine der höchstgelegenen Unterkünfte der Alpen. Zustieg im Sommer fünf bis sechs Stunden, im Winter acht bis zehn, nur mit alpiner Ausrüstung. Was der Helikopter nicht liefert, fehlt. Mit allen Ressourcen müssen Parson, Flepp und Hell haushalten. Vor allem mit dem Wasser. Im Winter schmelzen sie den Schnee in großen Milchkannen. Im Sommer gibt’s nur das Wasser, das der Regen oder die Schneeschmelze bringt. Den Strom erzeugt die Photovoltaikanlage auf dem Dach. „Gesaugt wird nur, wenn die Sonne scheint“, erklärt sie. Generell kommt zu Parson niemand, der einen Latte Macchiato fordert und eine Sauna. Vielmehr Menschen, die sich über eine warme Stube und eine warme Suppe freuen. „Mit zunehmender Höhe werden die Leute unkomplizierter“, sagt die Garmisch-Partenkirchnerin.
KATHARINA BROMBERGER

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