Die erste Klinik in Bayern hat sich getraut: Sie bietet ihren Pflegekräften die Möglichkeit, bei gleicher Wochenarbeitszeit auf eine Vier-Tage-Woche umzustellen. Viele nutzen diese Chance. Für einige Eltern löst sich damit ein Betreuungsproblem, Pendler sparen sich Geld (und meist auch viel Zeit), für einige bedeuten die zusätzlichen freien Tage auch einfach mehr Lebensqualität.
Am meisten jedoch hat die Schön Klinik selbst profitiert: Alle Pflegestellen sind besetzt, es gibt sogar eine Warteliste, die Zeit mit teuren Leiharbeitern ist vorbei. Natürlich ist es nicht in jedem pflegerischen Bereich so einfach, von Acht- auf Zwölf-Stunden-Schichten umzustellen wie in einer orthopädischen Klinik. Trotzdem beweist das Beispiel aus Harlaching, dass die Arbeitsbedingungen ein mindestens genauso wichtiger Faktor wie die Bezahlung sind, um Fachkräfte zu gewinnen.
Das gilt nicht nur für die Pflege – aber dort wird sich das Problem bald besonders zuspitzen. Bis 2049 werden in Deutschland bis zu 690 000 Pflegekräfte fehlen. Mit Fachkräften aus dem Ausland, die ohnehin schon eine unverzichtbare Stütze in unserem Pflegesystem sind, lässt sich diese Lücke niemals schließen.
Die generalistische Ausbildung mit ihren Aufstiegschancen und Spezialisierungsmöglichkeiten war ein wichtiger Schritt, um den Beruf für junge Menschen interessanter zu machen. Aber wie sich bereits zeigt, profitieren davon vor allem die Krankenhäuser. Besonders Heimleitungen werden also künftig noch kreativer und mutiger sein müssen. Neue Arbeitszeitmodelle und Organisationsformen könnten helfen, Fachkräfte (zurück)zugewinnen. Jede einzelne wird dringend gebraucht.