Landrat gesucht

von Redaktion

Umbruch: Zahlreiche Landkreis-Chefs hören nächstes Jahr auf

Ein Nachfolger muss her: Miesbachs Landrat Olaf von Löwis kann demnächst die Politik im Landkreis gemütlich von der Parkbank aus beobachten. © THOMAS PLETTENBERG

München – Gut neun Monate vor der Kommunalwahl zeichnet sich ein Generationenwechsel ab. Zahlreiche Landräte in Oberbayern hören auf. Die Freien Wähler hoffen, prestigeträchtige Posten in CSU-Hochburgen zu erobern, müssen jedoch auch selbst den Weggang eines „Schwergewichts“ verkraften.

Spannend dürft es am 8. März 2026 vor allem in den Kreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Berchtesgadener Land, Altötting und Neuburg-Schrobenhausen werden, wo teils langjährige Amtsinhaber nicht mehr antreten. So etwa in Bad Tölz, wo Josef Niedermaier (FW) nach 18 Jahren als Landrat kürzlich überraschend angekündigt hat, nicht wieder zu kandidieren. Die vergangenen Jahre mit den Megathemen Asyl und Corona seien nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, sagt der 61-Jährige. „In dieser Taktung packe ich das nicht mehr.“ Niedermaier hatte der CSU, die fast ein Abo auf den Landratsposten hatte, das Amt vor 18 Jahren entwunden. Jetzt wittert die CSU ihre Chance, Kandidaten haben sich aber noch nicht aus der Deckung gewagt. „Es ist jetzt gerade die Zeit der Kandidatenfindung“, sagt Florian Streibl, Chef der FW-Landtagsfraktion. Auch wenn die Absage von Niedermaier schwer wiegt („ein großer Verlust“), Streibl hofft auf Zuwächse unter den derzeit 13 Landräten in Bayern. „Das ist eine Prestigesache.“

Gewisse Chancen gibt es im Landkreis Miesbach, wo CSU-Amtsinhaber Olaf von Löwis (CSU) aufhört. Die Freien Wähler schicken Jens Zangenfeind, Bürgermeister von Hausham, ins Rennen, die CSU den Schlierseer Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer. In Garmisch-Partenkirchen ist noch offen, ob sich Landrat Anton Speer (FW) erneut aufstellen lässt. „Ich hoffe, dass er weitermacht“, sagt der Oberammergauer Streibl über seinen Heimat-Landrat. Sicher ist es jedoch nicht. Die CSU setzt auf eine Frau: Garmisch-Partenkirchens Zweite Bürgermeisterin Claudia Zolk gehörte bis vor Kurzem der CSU-Abspaltung CSB an, ist jedoch jetzt ins Lager der Christsozialen gewechselt. Bleibt es bei Speer, könnte der Plan der FW aufgehen, „den Alpenrand aufzurollen“, wie es Streibl bezeichnet. Er hat auch den Kreis Berchtesgadener Land im Auge, wo Landrat Bernhard Kern (CSU) mit 56 überraschend nicht mehr mag – er wolle „mehr Zeit für meine Familie“ und für neue Projekte, sagte er. Noch hat sich niemand aus der Deckung gewagt, man munkelt über eine Kandidatennot bei der CSU, weswegen sogar der Name der Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) genannt wird. Eine Ministerin als Landrätin – das wäre eine faustdicke Überraschung. In Altötting ist die CSU einen Schritt weiter: Landrat Erwin Schneider (CSU) hört auf, Tögings Bürgermeister Tobias Windhorst ist chancenreicher Nachfolge-Kandidat.

In Starnberg (Stefan Frey, CSU), Landsberg (Thomas Eichinger, CSU), Erding (Martin Bayerstorfer, CSU), Freising (Helmut Petz, FW), Ebersberg (Robert Niedergesäß, CSU), Dachau (Stefan Löwl, CSU), Mühldorf (Maximilian Heimerl, CSU) und im Landkreis München (Christoph Göbel, CSU) ist davon auszugehen, dass die Amtsinhaber erneut kandidieren, zum Teil haben sie das auch schon erklärt. Die einzige Frau unter den oberbayerischen Landräten, Andrea Jochner-Weiß (CSU) aus Weilheim, hat sich noch nicht erklärt. In Fürstenfeldbruck geht Thomas Karmasin, seit 1996 Landrat und damit Bayerns am längsten amtierender Landrat, wieder ins Rennen als Favorit, hat aber mit dem Bürgermeister von Olching einen respektablen (jüngeren) Gegenkandidaten der SPD. Offen ist das Rennen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, wo die FDP ihren einzigen Landrat wieder verlieren wird: Der vor zwei Jahren von den Freien Wählern gewechselte Landrat Peter von Grün hört auf. CSU und FW haben noch keinen Kandidaten. Die SPD setzt auf den früheren Audi-Personalvorstand Werner Widuckel. Der am Wahltag 67-Jährige profitiert davon, dass die Altersgrenze für Kommunalpolitiker gefallen ist. Er sei „geistig und körperlich“ fit und sehe das Amt als „Sinnstiftung meines Lebens“.

Eine Sondersituation gibt es in Traunstein, wo Landrat Siegfried Walch (CSU) in den Bundestag gewechselt ist. Am 29. Juni ist Neuwahl. Es gibt bis zu elf Kandidaten, darunter gelten als aussichtsreich Martin Lackner von der CSU (Bürgermeister von Engelberg), Christian Kegel von der SPD (bis 2020 OB in Traunstein) und Andreas Danzer (FW) aus Grabenstätt.
DIRK WALTER

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