100 Jahre auf Kufen

von Redaktion

Bayerischer Eissport-Verband verzichtet auf Geburtstags-Party

Helme waren früher beim Eishockey, wie hier beim SC Riesersee, unvorstellbar: Für die Spieler sind sie heute Pflicht. © BEV

Fünffache deutsche Meisterin: Lydia Veicht (hier im Jahr 1937) bei einer Kür. © BEV

München – Vieles hat sich verändert in den vergangenen 100 Jahren. Würde man einem Sportler von damals, etwa einem Eishockey-Spieler, eine Partie aus der heutigen Zeit zeigen, wüsste er wohl nicht, was auf dem Eis vor sich geht. Spiele in Stadien statt auf zugefrorenen Seen, Helme auf den Köpfen und dicke Schoner am Körper. All diese Entwicklungen hat der Bayerische Eissport-Verband (BEV) im letzten Jahrhundert erlebt. Und feiert in diesem Jahr sein Jubiläum.

1925 wurde der Verband in Berlin gegründet, als der Deutsche Eislauf-Verband beschloss, sich in Verbandsgebiete zu organisieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte die Wiederbelebung. Bemerkenswert: Mit Eugen Query, Ferdinand Baumer, Ernst Gabriel, Dieter Hillebrand und jetzt Anton Weitl hatte der Verband seit 1946 lediglich fünf Präsidenten. Wobei der erste, Eugen Query, nur übergangsweise für zehn Monate eingesetzt wurde. Dieser berichtete über die Schwierigkeiten der Anfangszeit: „Ich war leider ohne Telefonanschluss. Die nötige Verständigung bei der gegenseitigen Entfernung Schwabing und Großhadern kostete den Kameraden Kraft, viel Benzin und uns beide viel kostbare Zeit. Zu unserer Genugtuung haben wir es trotz der Erschwernisse geschafft.“

Nicht nur für die „Eishackler“ ist der BEV zuständig. Gleich fünf Fachsparten vereint der Verband unter einem Dach – Eiskunstlauf/Eistanz, Eisschnelllauf/Shorttrack, Curling und den Eisstocksport. All das muss organisiert werden. Nicht einfach, dass sich da jemand nicht benachteiligt fühlt. „Natürlich muss berücksichtigt werden, dass alle eine Gleichbehandlung bekommen. Wenn im Eishockey eine Ehrung stattfindet, sollte das bei den anderen auch passieren“, erklärt Präsident Weitl.

Auch während der Corona-Pandemie blieb die Organisation stark, konnte ihre Mitgliederzahl, im Gegensatz zu den meisten anderen Sport-Verbänden, sogar steigern. „Wir haben wirklich viel gemacht, dass alles einigermaßen weiterläuft. Von Schnelltests, über Masken bis zur Verpflegung, weil die Wirtschaften geschlossen waren, haben wir alles selbst organisiert“, so Reinhilde Ulrich, die Schatzmeisterin des BEV. „Es war anstrengend, hat sich aber gelohnt.“

Unzählige Erfolgsgeschichten konnte der BEV im letzten Jahrhundert feiern. Von zahlreichen Eishockey-Nationalspielern zu Eisstock-Weltmeistern, eines haben sie gemeinsam: Sie durchliefen die bayrische Jugendförderung. Diese hat man sich beim Verband groß auf die Fahne geschrieben. „Viele Olympioniken kommen aus Bayern, das kommt daher, dass wir der Jugend optimale Entwicklungsmöglichkeiten bieten“, erzählt Vizepräsident Alfred Doenicke.

Dass für den BEV der Nachwuchs die oberste Priorität hat, zeigt sich auch bei ihrem Jubiläum. Auf ein großes Fest wird verzichtet. Stattdessen soll das Geld in die Jugendarbeit fliesen. Die richtige Entscheidung, wenn es nach Weitl geht: „Am Ende sind wir immer noch ein Sportverband, da sollte das Sportliche dann auch ganz oben stehen.“
DAVID KORBER

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