München/Freising – Durch die geplante Konzert-Arena für 20 000 Zuschauer in Freising könnten München jährlich gut eine Milliarde Euro Einnahmen verloren gehen. Diese Rechnung macht jetzt der ehemalige Münchner Wirtschaftsreferent und OB-Herausforderer Clemens Baumgärtner (CSU) auf. Zudem stehe die Zukunft des Olympiaparks auf dem Spiel sowie das Kulturimage Münchens. „Das ist ungefähr so, als ob man das Oktoberfest an den Flughafen verlegen würde“, erklärt Baumgärtner. Bei rund 200 Shows im Jahr kommt er auf rund drei Millionen Besucher, die München fehlten. „Die keine Cola am Bahnhof, die nicht U-Bahn, Taxi, Übernachtung, keinen Einkauf in der Innenstadt, keinen Restaurantbesuch bezahlen.“
Bei Wirtschaftsreferent Christian Scharpf (SPD), Baumgärtners Nachfolger, hält sich die Begeisterung über die neue Munich Arena in Freising zwar auch in Grenzen, doch er sieht nicht das große Problem. „Ich erwarte mir eher positive Aspekte, die Besucher kommen nicht nur nach Freising, sondern auch nach München.“ Am Flughafen gebe es genügend Hotels aller Preisklassen für die Besucher, zudem die Möglichkeit für eine schnelle Abreise, meint hingegen Baumgärtner. Nach München sei man locker eine Stunde unterwegs. „Wir kennen doch die Strecke zum Flughafen.“
Die neue Hightech-Arena werde sicher gut gebucht sein, so Baumgärtner. Im Gegensatz zur veralteten Olympiahalle spare sich ein Veranstalter dort locker die Hälfte der Produktionskosten. Zudem bedeuten mehr Plätze mehr Erlös. „Der Olympiahalle bleiben dann nur noch ein paar Hauptversammlungen, Kirchenevents und Motivations-Gurus.“ Doch die Halle spielt bislang den Haupterlös für den gesamten Olympiapark ein. Für den könnte das daher langfristig erhebliche finanzielle Auswirkungen haben. Vor zwei Jahren habe sich die Olympiapark GmbH noch gegen jedes Konzert auf der Messe gewehrt. Nun falle eine ganze Halle weg und es werde über Alternativpläne orakelt. „Ich kenne seit fünf Jahren kein Konzept zum Ausgleich.“ Der Stadtrat müsse nun schnellstens überlegen, ob und wie man die Investoren der geplanten Freisinger Halle nicht irgendwie nach München locken kann. Eine Idee wäre der Abriss des Eisstadions, eine andere die Messe München. Zu spät sei es erst, wenn es den Spatenstich gebe.
Lorenz Schmid, Geschäftsführer des Investors SWMunich Real Estate, der die Munich Arena plant, ist mit dem Standort Freising zufrieden. „Unsere Arena, die wir privat finanzieren ohne am Steuersäckel zu hängen, ist für die komplette Region und ganz Bayern gedacht, nicht nur für München“, sagt Schmid. Mit der modernen Arena, die mit 12 000 Sitzplätzen deutlich größer als die Olympiahalle sein wird, bediene man einen Markt, für den es eine hohe Nachfrage, aber bisher in der Region kein Angebot gebe. „Die Stadt München wird von der Arena enorm profitieren, weil viele Menschen auch dorthin fahren, dort übernachten und anderweitig Geld ausgeben“, sagt Schmid. „Wir sind im Austausch mit der Olympia GmbH über mögliche Kooperationen. Der Kuchen ist groß und wird noch größer, weil die Branche wächst. Mit geht es nicht um Konkurrenz, sondern gegenseitiges Befruchten.“
ICK/MES