DAS PORTRÄT

Muskelkraft statt Sprit: Mein Abschied vom Auto

von Redaktion

Barbara Fischer aus Schäftlarn. © Kästle

Ein Alltag ohne Auto ist auch außerhalb der Großstadt möglich. Barbara Fischer aus Schäftlarn im Landkreis München hat es vorgemacht: Vor eineinhalb Jahren verkaufte die selbstständige Ergotherapeutin ihr Auto und stieg um aufs Fahrrad, der Umwelt zuliebe. Bei jedem Wetter radelt sie von zu Hause los, auch in eisig kalten Morgenstunden. „Heuer dachte ich manchmal, mir friert das Gehirn ein“, sagt die 61-Jährige. Mit rotem Fahrradhelm und orangefarbener Allwetterjacke ist Barbara Fischer auf ihrem E-Bike im Straßenverkehr unterwegs. Der Ansporn dazu kam von ihrem Sohn, der zusammen mit seiner Frau von Innsbruck über den Balkan bis nach Georgien geradelt ist. Das Leben mit ihrem 15 Kilogramm leichten Touren-Bike möchte auch Barbara Fischer nicht mehr missen. „Nach einem faulen Wochenende freue ich mich so richtig darauf, am Montag wieder gescheit in die Pedale treten zu können“, sagt sie. Und weil ihr diese Art von Bewegung gut tut, hat sie jetzt auch angefangen, Gymnastik zu machen. Entscheidend ist für sie ist nicht der sportliche Aspekt, sondern die Tatsache, Ressourcen zu schonen. „Ich habe viele Dinge ganz neu für mich entdeckt“, lässt die zweifache Mutter und vierfache Großmutter wissen. „Auf dem Weg zur Arbeit bin ich jetzt näher an der Natur. Ich kriege mit, wie die Leberblümchen rauskommen, wie der Frühling duftet.“ Außerdem freut sie sich über mehr Kontakt mit der Außenwelt. „Ich habe erste nette Unterhaltungen, ehe der Tag so richtig losgeht.“

Die größte Umstellung vom Auto auf das Radl war für sie der neue Rhythmus. „Ich bin länger unterwegs.“ So muss sie beispielsweise eine halbe Stunde früher aus dem Haus, um nach Geretsried zu gelangen. Als freie Kooperationskraft der Frühförderstelle Bad Tölz ist sie bei weiter entfernten Einsatzorten auf eine Mischung aus Radl und Bahn bzw. Bus angewiesen. „Ich hätte nie gedacht, dass das alles öffentlich möglich ist.“ Bisher hat sie durchwegs gute Erfahrungen gesammelt. „Als letztes Jahr die S-Bahn öfters wegen Schnee und Eis ausfiel, bildeten sich spontan Fahrgemeinschaften“, erinnert sie sich.

Allen, die ebenfalls mit dem Gedanken spielen, aufs Fahrrad umzusteigen, rät Barbara Fischer zu einer professionellen Ausstattung. „Meine Radl-Klamotten sind extradicht, mein Helm ist ein gefütterter Winterhelm.“ Was noch auf ihrer Einkaufsliste steht, ist eine Radlbrille und eine Sturmmütze. Dann sind auch eisige Temperaturen kein Problem.
ANDREA KÄSTLE

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