Georg Fegg aus Schönau am Königssee. © KP
Georg Fegg ist neuer Bezirksobmann der Almbauern im Berchtesgadener Land und kämpft für eine Almwirtschaft, die zwischen Bürokratie und Biodiversität nicht zerrieben wird. Der 49-Jährige wirkt wie einer, der nichts beschönigt – und nichts aufschiebt.
Der Weg zu Georg Fegg führt durch dichten Wald, bis das Steinwandlehen auftaucht – ein Bauernhaus mit modernem Laufstall, dahinter der Watzmann. Fegg, seit zwei Monaten oberster Almbauer im Berchtesgadener Land, ist Landwirt in fünfter Generation. Seine Eltern leben am Hof, helfen mit, Arbeit gibt’s immer genug. Der Schönauer selbst ist gelernter Maurer und seit diesem Jahr auch Gemeindebaumeister. Sein Tag beginnt früh: Stallarbeit, dann ins Rathaus, abends wieder Stall. „Die Almwirtschaft ist Arbeit und Herausforderung“, sagt er ruhig, aber bestimmt.
Feggs Betrieb umfasst 5,5 Hektar Eigenland, 17 Hektar Pacht, 33 Rinder, davon 15 Jungvieh. Seit 2012 gibt’s einen Laufstall, der Hof ist Naturland-zertifiziert, die Milch geht an die Pidinger Molkerei. Der Stallbau war mühsam – elf Monate Genehmigungszeit, viele Vorschriften. Bald ziehen die Tiere auf die Alm am Jenner, wo sich drei Bauern 50 Hektar teilen. Doch der Alltag wird rauer: Klimawandel lässt Quellen versiegen, Besucher nehmen wenig Rücksicht, klettern über Zäune, machen Selfies mit Kühen. Früher herrschte mehr Respekt, erzählt Fegg.
Auch der Wolf beschäftigt die Almbauern. „Wenn er bleibt, ist es aus mit der Almwirtschaft“, meint Fegg. Herdenschutzzäune helfen wenig, scherzt er: „Da springt ja mein Kater drüber.“ Die Aufgabe der Almen bedroht die Artenvielfalt – verbuschen die Flächen, verschwindet die Vielfalt. „Wenn wir aufhören, ist dort bald Wald.“
Fegg klagt nicht, sondern will zeigen, was auf dem Spiel steht: Bürokratie, Nachwuchsmangel, Preisdruck. „Für einen Liter Biomilch bekomme ich 65 Cent, aber das Handy darf 1000 Euro kosten.“ Was ihn hält? Viel Idealismus und die Liebe zur Heimat. Sein Wunsch: Mehr Verständnis für die Arbeit der Almbauern – denn ohne sie sähe es auf den Bergen anders aus.
KILIAN PFEIFFER