Soll sicherer werden: der unbeschrankte Bahnübergang von Ried bei Markt Indersdorf. © Norbert Habschied
München/Dachau – Es ist ein Dauerbrenner in Markt Indersdorf (Kreis Dachau): Seit einem schweren Unfall im Jahr 2018 kämpft die Gemeinde um eine Schranke an einem bisher ungesicherten Bahnübergang im Ortsteil Ried – die eingleisige Strecke Dachau–Altomünster ist dort nur mit Andreaskreuzen gesichert. Doch noch immer ist kein Baubeginn in Sicht. Gestern befasste sich sogar der Bayerische Landtag mit dem Fall.
Es ist nur ein Problem-Übergang von vielen: Rund die Hälfte der etwa 3000 Bahnübergänge in Bayern ist unbeschrankt. Allein im vergangenen Jahr gab es insgesamt 42 Verkehrsunfälle, teilt das bayerische Innenministerium auf Anfrage mit. Sechs Menschen starben, 22 wurden verletzt. Oft passen Autofahrer trotzdem nicht auf, wie erst gestern früh wieder auf einer Regionalstrecke in Mittelfranken: Ein Autofahrer übersah beim Überqueren eines Bahnübergangs in Dietersheim einen herannahenden Regionalzug. Er wurde mittelschwer verletzt.
Nur Stück für Stück erneuert die Bahn ihre Übergänge, macht sie teilweise auch sicherer, derzeit etwa an der S1-Strecke in Oberschleißheim und an der S5 bei Neubiberg (Kreis München). Weiter im Süden sind defekte Übergänge an der S5-Strecke sogar die Ursache für eine längere Totalsperrung: Zwischen Aying und Kreuzstraße wird die Bahn noch bis Ende Juni durch Busse ersetzt. Drei Bahnübergänge, an denen schwerwiegende Mängel der Steuerung festgestellt wurden, müssen zumindest provisorisch instand gesetzt werden.
Im Verkehrsausschuss des Landtags referierte ein Abteilungsleiter der DB InfraGo gestern, was Sache ist beim Bahnübergang Ried. Allein auf der Flur von Markt Indersdorf gibt es sechs ungesicherte Übergänge, die meist zu Feldwegen führen. Aber auch beim Rieder Übergang ist die „Verkehrsstärke mäßig“. Den Übergang darf man nur mit Tempo 10 km/h überqueren. Rechtlich ist für die Bahn alles in Ordnung. Die Bahn sieht keine Pflicht, etwas zu tun. Lichtzeichen und Halbschranken seien allein Wunsch der Gemeinde, stellte der DB-Mitarbeiter klar. Immerhin gibt es aber eine Kostenschätzung: Auf 623 000 Euro ist die Nachrüstung veranschlagt. „Je länger die Zeit dahingeht, desto unwahrscheinlicher ist es, dass es bei diesen Kosten bleibt“, warnte der Mitarbeiter. Die Bahn will jetzt eine Vorplanung erstellen und bis Herbst eine neue Kostenschätzung vorlegen. Auch der Freistaat will sich dann beteiligen. „Wir kriegen das hin“, war sich der CSU-Abgeordnete Jürgen Baumgärtner sicher.
DW