Die Mahlzeiten werden an die Haustür geliefert. © Malteser
Kaiserschmarrn ist eines ihrer Lieblingsgerichte: Hannelore Rath nutzt den Menüservice der Malteser. Daniela Hugo koordiniert das Angebot. © Caritas
München – Hannelore Rath hatte sich das Altwerden anders vorgestellt. Als die 85-Jährige eines Nachts in Unterwäsche in ihrer verrauchten Wohnung vor einem Feuerwehrmann steht und sich furchtbar schämt, beschließt sie: So geht es nicht weiter. Sie hatte abends gekocht und den Schalter am Herd wohl nicht komplett zurückgedreht. Der Feuermelder rettet ihr in dieser Nacht das Leben. Das macht sie nachdenklich. Am nächsten Tag beschließt sie, sich für den Mahlzeit-Service der Malteser anzumelden.
Seitdem bekommt die Münchnerin einmal täglich ein Essen geliefert und muss nicht mehr kochen. In einem Katalog wählt sich die Mahlzeiten aus, auf die sie Lust hat. „Die Rinderroulade ist einer meiner Favoriten“, sagt sie und lächelt. Das Essen wird ihr tiefgefroren von den Maltesern geliefert. So kann sie selbst entscheiden, wann sie essen möchte. „Für mich ist das die ideale Lösung.“ Nicht nur, weil sie weniger Arbeit hat. Ihre Kinder leben nicht in München. Sie hat sich oft Gedanken gemacht, was wäre, wenn sie in der Wohnung stürzen würde. Wann jemand merken würde, dass sie Hilfe braucht. Zu wissen, dass einmal am Tag die Malteser bei ihr klingeln, gibt ihr Sicherheit, sagt sie.
Genauso ist das Angebot gedacht. Wolfgang Heide ist seit 13 Jahren Fahrer für den Menüservice. Wenn er an einer Tür klingelt und ihm niemand öffnet, obwohl die Uhrzeit für die Lieferung vereinbart ist, fährt er nicht einfach wieder. Er wendet sich dann an die Zentrale, die versucht, die Senioren telefonisch zu erreichen. Manchmal haben auch die Nachbarn einen Schlüssel. So hat er einmal eine ältere Dame bewusstlos in ihrem Bett gefunden, erzählt er. Das sind aber Ausnahmefälle. Einsamkeit hingegen nicht. Jeder vierte Deutsche über 75 Jahre ist einsam. Viele Senioren erwarten Wolfgang Heide nicht nur wegen des Essens voller Vorfreude – sondern auch, weil es für sie der einzige soziale Kontakt ist, den sie haben. Heide fährt täglich zwischen 15 und 30 Adressen ab, die Zeit kann er sich ein wenig einteilen – und sich deshalb auch ein paar Minuten für einen Kaffee und ein Gespräch nehmen, wenn er merkt, dass jemand das braucht.
Aber nicht nur die Einsamkeit ist für viele ältere Menschen ein Thema – sondern auch Armut. Immer mehr Senioren reicht die Rente nicht zum Leben. Laut den Maltesern ist mittlerweile jeder vierte Seniorenhaushalt betroffen. Deshalb gibt es nicht nur den Menüservice, für den die Kunden zwischen 9,90 und 14,70 Euro pro Essen bezahlen. Senioren, die aufgrund von Krankheit oder Behinderung auf Hilfe angewiesen sind oder die nach Abzug der Miete weniger als 600 Euro monatlich zum Leben haben, können eine Patenschaft beantragen. Sie bekommen täglich eine kostenlose warme Mahlzeit von den Maltesern geliefert. Aktuell werden so rund 170 bedürftige Senioren in München und Umland unterstützt, berichtet Daniela Hugo, die bei den Maltesern in Gräfelfing die Aufträge entgegennimmt. Viele Menschen, die bei ihr anrufen und um die kostenlose Mahlzeit bitten, schämen sich dafür, berichtet sie. Manche erzählen ihr von Schicksalsschlägen oder dass sie so wenig Geld haben, dass sie am Essen sparen müssen. Manchen Senioren sei das auch anzusehen. „Sie sind abgemagert.“ Die Dankbarkeit sei immer sehr groß, berichtet Hugo.
Insgesamt gibt es genug Paten, um allen helfen zu können, sagt Hugo. „Aber die Spenden sind zurückgegangen.“ Für die Malteser bedeutet das, dass sie zu dem Hauptgericht nicht immer eine kostenlose Suppe oder einen kleinen Nachtisch liefern können. Deshalb sind die Malteser immer auf der Suche nach neuen Essenspaten.
Alle Informationen
gibt es unter www.mahlzeitenpatenschaften.de oder bei Daniela Hugo unter 089/85 80 80 266.