Ihr Tod schockiert Bayern

von Redaktion

Trauer: Schon kurz nach der Tat demonstrierte dieser Mann. © WILL OLIVER/afp

In Washington erschossen: Yaron Lischinsky und seine Freundin Sarah Milgrim. © X (US Embassy Washington)

Nürnberg/Washington – Der Mörder wartet in der Dunkelheit: Yaron Lischinsky und seine Freundin Sarah Milgrim verlassen gegen 21 Uhr mit zwei Kollegen gerade eine Veranstaltung des American Jewish Committee im Jüdischen Museum von Washington. Ein Mann nähert sich der Gruppe, zückt eine Handfeuerwaffe, schießt – und tötet Yaron und Sarah. Es sieht so aus, als habe er gezielt Besucher des Museums umbringen wollen, Zeugen hatten sich noch gewundert, warum der 30-Jährige vor dem Gebäude lange unruhig auf und ab ging. Als das Paar auf der Straße zusammenbricht, stirbt, läuft der Täter weiter.

Es ist ein Anschlag, der weltweit schockiert – besonders in Deutschland. Yaron Lischinsky ist in Nürnberg aufgewachsen, mit 16 Jahren ging er nach Israel, behielt aber auch den deutschen Pass. Er war nach Angaben des israelischen Botschafters in Deutschland, Ron Prosor, der ihn auch persönlich kannte, ein Christ, diente aber in der israelischen Armee und habe „sein Leben Israel“ verschrieben. Lischinsky habe „fließend Deutsch“ gesprochen und sich „mit großer Selbstverständlichkeit zwischen den Kulturen“ bewegt, sagt Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Lischinsky war Gründungsmitglied des DIG-Jugendforums, das junge Deutsche und Israelis vernetzen will. Er schrieb auch für die DIG-Zeitschrift, wandte sich gegen „verzerrte Darstellungen“ Israels wie etwa der von Amnesty International propagierten Darstellung, es handele sich um einen „Apartheid-Staat“.

2022 übernahm er eine Stelle an der israelischen Botschaft in Washington, zuletzt arbeitete er dort für die Einwanderungsbehörde. Lischinsky war liiert mit Sarah Milgrim, einer Jüdin und US-Bürgerin. Der israelische Botschafter in den USA erzählt, beide wollten heiraten. „Er war ein junger Mann, der diese Woche schon einen Ring gekauft hatte mit der Absicht, seine Freundin in Jerusalem um das Jawort zu bitten.“

Der Name des Todesschützen wurde in den USA sofort bekannt gegeben: Elias Rodriguez aus Chicago, nach Medienberichten soll er in sozialistischen Gruppen aktiv gewesen sein und beim Attentat einen Kufiya, das bei den Palästinensern übliche Kopftuch, getragen haben. Nach der Tat rannte er nicht weg, sondern lief ins Museum, wo ihn Augenzeugen zunächst für ein Opfer der Schüsse hielten. Erst als er „Freiheit für Palästina“ rief und angab, „ich tat es für Gaza“, erkannten sie, dass es der Attentäter war. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. Ermittler gehen von einem Einzeltäter aus. FBI-Chef Kash Patel sprach von einem „Terrorakt“, der „die volle Aufmerksamkeit des FBI“ habe.

Weltweit kondolierten Regierungschefs – aus Berlin, Paris, natürlich auch US-Präsident Trump. In den USA und in Europa bricht jetzt die Debatte los, ob die teils überschäumende Kritik an Israels Vorgehen in Gaza Ursache für die Morde ist. Israels Außenminister Gideon Saar, ein Hardliner, macht den Europäern schwere Vorwürfe: „Es gibt eine direkte Verbindung zwischen antisemitischer und antiisraelischer Aufstachlung und diesem Mord“, sagte er. Diese „Aufwiegelung“ komme auch „von Verantwortlichen vieler Länder und internationaler Organisationen, insbesondere aus Europa.“ Ähnlich äußerte sich in Deutschland DIG-Präsident Beck: „Das ‚Free Palestine‘-rufende Milieu radikalisiert sich in bedenklicher Weise.“

In München kondolierte Generalkonsulin Talya Lador den diplomatischen Kollegen „von Herzen“. „Bayern trauert mit der Familie“, erklärte Ministerpräsident Markus Söder. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen.“ Die Nachricht „von dieser abscheulichen Tat macht sehr traurig und betroffen“. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch, erklärte: „Ich bin ins Tiefste erschüttert.“ Die nicht-jüdische Mehrheitsgesellschaft müsse sich „endlich gegen die zerstörerische Kraft des Judenhasses zur Wehr setzen“.
DW/CD/AFP

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