Blaulicht bei der Reiterstaffel in Riem. Die Feuerwehr wurde um 3.15 Uhr alarmiert. © Thomas Gaulke
Ein Bild der Verwüstung: Ausgebrannte Pferdetransporter nach dem Brandanschlag.
München – Schon wieder hat es bei der Münchner Polizei gebrannt. Gestern in der Früh gingen bei der Reiterstaffel in Daglfing sechs Fahrzeuge in Flammen auf. Vier wurden dabei komplett zerstört. Schaden laut Polizei: rund eine Million Euro!
Das ist der dritte Anschlag allein auf die Polizei in den vergangenen Jahren. 2022 wurden acht Mannschaftswagen in der Au angezündet. Im Januar 2025 fackelte jemand 23 Fahrzeuge bei der Diensthundestaffel in Allach ab. Und jetzt das Feuer in Daglfing. Auch hier geht die Polizei von Brandstiftung aus.
Um 3.15 Uhr wurde Anwohnerin Yvonne S. durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen. „Es war wie ein Feuerwerkskörper. Ich habe aus dem Fenster geschaut und gesehen, dass es brennt. Da habe ich sofort die Feuerwehr gerufen.“ Als die eintraf, standen schon fünf Pferdetransporter und ein Anhänger auf dem Gelände an der Schichtlstraße in Brand. Ein Polizeisprecher: „Durch das Feuer wurden auch Stallungen in Mitleidenschaft gezogen. Die unmittelbar betroffenen Pferde konnten durch die Einsatzkräfte evakuiert werden, sodass keine Tiere verletzt wurden.“
Die Polizei fahndete sofort großräumig nach Verdächtigen. Im Einsatz: rund 70 Beamte und ein Hubschrauber. Auch Kollegen des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord unterstützten die Suche – bisher vergeblich. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte gestern: „Der hinterhältige Brandanschlag auf die Lkw der Reiterstaffel der Münchner Polizei ist ein gravierender Angriff auf unseren Rechtsstaat und auf die Menschen, die unermüdlich für unsere Sicherheit sorgen.“ Herrmann nannte die Attacke „absolut inakzeptabel“ – und drohte: „Wer unsere Einsatzkräfte oder deren Infrastruktur angreift, wird mit der vollen Härte des Rechtsstaats bestraft!“ Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) schimpfte: „Wie verblendet und beschränkt muss man sein, wenn man denkt, damit irgendetwas erreichen zu können.“
Der Bayern-Chef der Polizeigewerkschaft DPolG, Thorsten Grimm, sprach von einem Anschlag, „der ganz deutlich linksterroristische Züge trägt und klar das Ziel verfolgt, die Logistik und die Einsatzfähigkeit der Polizei als Organisation zu zerstören“. Das seien „feige und hinterhältige Anschläge“, so Grimm. „Es ist letztlich nur dem Zufall zu verdanken, dass hier keine Polizeibeschäftigten und keine Tiere zu Schaden kamen. Diesen skrupellosen Terroristen wäre das völlig egal.“ Grimm forderte jetzt „verstärkte Schutzmaßnahmen“ für Liegenschaften der Polizei – „insbesondere Videoüberwachungsmaßnahmen müssen verstärkt werden.“ Das fordert auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP).
Gestern zog die Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen an sich. Es werde „in alle Richtungen ermittelt“, sagte ein Sprecher, „wobei aufgrund des angegangenen Tatobjekts auch eine linksextremistische Tatmotivation nicht ausgeschlossen werden kann“. Die Generalstaatsanwaltschaft prüft auch, ob der Fall in Zusammenhang mit einer Brandserie in München steht. Seit Jahren brennen Baufahrzeuge und Objekte der Infrastruktur – die Ermittlungsgruppe „Raute“ ermittelt in 29 Fällen!
Im März konnten Polizei und Staatsanwaltschat übrigens einen Mann und eine Frau festnehmen. Die hatten in einem anarchistischen Blättchen über Brandanschläge auf Infrastruktur geschrieben. Beide sitzen noch immer in U-Haft.
THOMAS GAUTIER