Saisonstart an Christi Himmelfahrt: Christine und Matthias Vogt sind die neuen Pächter des Taubensteinhauses. © Privat
Das Watzmannhaus auf 1930 Metern im Nationalpark Berchtesgaden ist ein Besucher-Magnet. © Moritz Wolf/imago
Schliersee/Tegernsee – Christine und Matthias Vogt starten an Christi Himmelfahrt ins große Abenteuer. Die 46-jährige Gärtnerin und der 52-jährige Telekommunikationstechniker sind die neuen Pächter des Taubensteinhauses im Kreis Miesbach. Christine Vogt arbeitete zuletzt in einem Hotel- und Gastronomiebetrieb und erfüllt sich jetzt den großen Traum von einer Hütte. „Wir sind hier oben auf dem Berg wie eine große Familie, das gibt es unten im Tal nicht“, erzählt sie. Drei Mitarbeiterinnen sind schon gefunden, einen weiteren Helfer bräuchte es noch.
Jede Hand wird gebraucht. Nach dem Umbau hat das Taubensteinhaus jetzt sechs Zimmer, je zwei mit sechs, acht und zehn Betten. Dazu kommen zwei Gaststuben und die Terrasse, auf der es an sonnigen Tagen von Wanderern wimmelt. „Bis Saisonende am 9. November rechnen wir schon jetzt mit fast 1800 Übernachtungen“, sagt Christine Vogt. Obwohl sie erst am Donnerstag öffnet, ist das Haus Stand jetzt schon an vielen Wochenenden ausreserviert.
Den Ansturm auf die Betten spürt man nicht nur im Mangfallgebirge. Viele Hüttenwirtsleute melden dem Deutschen Alpenverein aktuell merklich erhöhte Reservierungszahlen. „Die Buchungen laufen sehr, sehr gut“, sagt Sprecherin Miriam Roth. Besonders an Wochenenden und in den Ferien seien viele Hütten heuer frühzeitig ausgebucht. In manchen Fällen ist sogar schon ein Jahr im Voraus gebucht worden. Gerade für größere Gruppen ist es schwer, noch Schlafplätze zu kriegen. Roth rät, die Stornofristen im Blick zu behalten. Kurzfristig wird oft immer mal wieder was frei. Generell gilt: Wer frühzeitig plant und reserviert, hat die besten Chancen auf Wunsch-Hütte, -Bett und -Zeitpunkt. Wochentage außerhalb der Ferien bieten sich für Kurzentschlossene an.
„In den vergangenen Jahren hat sich der Trend zu Hüttenübernachtungen deutlich verstärkt“, sagt Roth. Seit der Pandemie steigen die Buchungszahlen kontinuierlich. Besonders Mehrtagestouren würden immer beliebter. „Viele Menschen haben das Wandern und den Aufenthalt in den Bergen neu für sich entdeckt – als naturnahe Auszeit und bewusste Alternative zum Alltag.“ Zudem ist das Buchen einfacher geworden. Über „Hut Reservation“ können online immer mehr DAV-Hütten vorab reserviert werden.
Das Watzmannhaus im Nationalpark Berchtesgaden ist gestern in die Saison gestartet. Für echte Bergfexen ist es Ausgangspunkt für die Watzmann-Überschreitung, eine der anspruchsvollsten Gratwanderungen der Ostalpen. Weniger konditionsstarke Urlauber verbringen hier einfach schöne Hüttenabende. „Die Zweibettzimmer waren traditionell am schnellsten ausgebucht“, sagt Wirt Paul Verst. Von über 200 Betten stehen hier nur zehn in Zweibettzimmern. Bis Saisonende in fünf Monaten sind diese nur noch an zwölf Tagen buchbar. „Gäste, die ein privates Zimmer bevorzugen, sind immer schnell“, sagt Verst. Obwohl die Nacht dort mit 48 Euro pro Person am teuersten ist. Aber auch Mehrbettzimmer (39 Euro/Nacht) sind im Juli und August fast ausgebucht. Im Matratzenlager ist noch viel frei.
Der Reservierungsandrang hat auch Schattenseiten. Immer wieder warten Wirte vergebens auf Übernachtungsgäste, die dann doch den Regen scheuen oder andere Pläne haben. Wird nicht mit Puffer storniert, bleiben Betten leer. Binnen weniger Stunden findet kein Wirt neue Gäste. Andreas Hauber und Sebastian Bailey sind gerade in ihre erste Saison als Wirte der Tegernseer Hütte im Kreis Miesbach gestartet. Wer eine Nacht im Adlernest zwischen Ross- und Buchstein reserviert, muss 15 Euro anzahlen. Bei Ankunft werden die mit den insgesamt fälligen 27 Euro pro Person verrechnet. Die 15 Euro dienen als Sicherheit, weil leider immer mal wieder angemeldete Gruppen doch nicht kommen.
CORNELIA SCHRAMM, SABINE
DOBEL UND SIOBHAN CRAMER