Erster See ist weg

von Redaktion

Zu wenig Regen: Wildensee im Karwendel ist Sandwüste

So sieht der idyllische Wildensee normalerweise aus. Er liegt bei Mittenwald im Karwendelgebirge. © Vordemann

Wo mal Wasser war, ist jetzt Sand: Wirt Christian Witting vor dem ausgetrockneten See. © Privat

Mittenwald – Der Wildensee unterm Hohen Kranzberg bei Mittenwald ist ein Idyll im Karwendel – eigentlich. Doch dieses Jahr sieht er alles andere als schön aus. Der See ist ausgetrocknet – weil es einfach nicht genug regnet.

Am Ufer des Sees steht seit 1951 der Berggasthof Wildensee. Dort führt Christian Witting (56) seit 2000 den Familienbetrieb. Jeden Tag blickt er auf die Sandwüste, die mal ein See war. „Es ist nicht schön anzuschauen“, gibt er zu. „Fast jeder unserer Gäste fragt, was da los ist.“ Dann sagt er ihnen: kein Regen. „Es hat einfach nicht genug geschneit in diesem Winter. Seit Dezember ist der Wildensee quasi ausgetrocknet. Im Frühjahr kam auch kein Regen dazu. Es ist einfach viel zu trocken.“ Ganz neu ist die Situation für Witting aber nicht. Schon 2007 war der Wildensee trocken – da war der Frühling auch trocken, die Waldbrandgefahr riesig. In München musste damals der Englische Garten sogar notbewässert werden.

Laut Karlheinz Daamen vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim hat der Wildensee von Natur aus „ein sehr kleines Einzugsgebiet, welches im Wesentlichen von den südlich des Sees gelegenen, nach Nordosten ausgerichteten Hängen am Hohen Kranzberg gespeist wird“. Dazu kommt jetzt: „Der letzte Winter war schneearm und deutlich zu trocken, zudem waren auch die Temperaturen zu hoch, sodass die Reserven jetzt aufgebraucht sind.“

Generell sei die Grundwassersituation in den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim, Starnberg und Landsberg am Lech „überwiegend zu niedrig“, sagt Daamen: „Es fehlt Wasser aus der Schneeschmelze, und darüber hinaus sind auch die flüssigen Niederschläge deutlich unter dem Mittel geblieben.“

Im Allgäu kämpft auch der bei der Touristen beliebte Forggensee mit der Trockenheit. Wegen der ausbleibenden Schneeschmelze und der anhaltenden Trockenheit wird das Stauziel am Forggensee zum 1. Juni wohl nicht erreicht. Das hat der Kraftwerksbetreiber Uniper mitgeteilt. Damit verschiebt sich auch der Start der Schifffahrt auf Deutschlands größtem Stausee, der ein beliebtes Ausflugsziel für Wassersportler und Badegäste mit Blick auf die Berge und Königsschlösser ist. Eigentlich hätten die beiden Forggensee-Schiffe, die MS Füssen und die MS Allgäu, am 1. Juni in die Saison starten sollen. Um welchen Zeitraum sich der Saisonstart verschieben wird, ist noch unklar. Das hängt sehr stark davon ab, ob und wie viel es in den kommenden Wochen regnet.

Immerhin: In den nächsten Tagen soll es gerade in Südbayern regnen. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) wird es zur neuen Woche gebietsweise Schauer geben. Am Montag regnet es in der Südhälfte. Am Dienstag wird es wechselnd bewölkt. Stellenweise kann es regnen.
THOMAS GAUTIER

Artikel 3 von 11