Invasion der Gespinstmotten

von Redaktion

Falter befallen Bäume und Büsche im Stadtgebiet – Das sagt die Expertin

Fleißiges Kerlchen: die Traubenkirschen-Gespinstmotte beim Fadenspinnen.

Gibt Entwarnung: Annette von Scholley-Pfab vom Arbeitskreis Schmetterlinge.

Gruselige Erscheinung: So sehen die Büsche in München kurze Zeit nach dem Befall aus. © Privat

MünchenEs sieht aus wie eine Kulisse aus einem Geisterfilm: An vielen Stellen in München und im Umland sind Büsche und Bäume plötzlich von einem silbrig-weißen Schleier überzogen. Die feinen, aber kräftigen Fäden wiegen sich im Wind, darunter sitzen Raupen und knabbern die jungen saftigen Knospen ab, das Gespinst schützt die kleinen Fressmaschinen vor Vögeln sowie Regen.

„Am häufigsten sind bei uns die Traubenkirschen-Gespinstmotten“, erklärt Annette von Scholley-Pfab (71), sie leitet ehrenamtlich den Arbeitskreis Schmetterlinge beim LBV. Der milde Winter und der trockene, warme Frühling waren gute Startvoraussetzungen für den Lebenszyklus der Motten, die als Miniraupen überwintern und sich jetzt vollfressen müssen. Es gibt verschiedene Arten, die sich spezifisch über eine oder zwei Baum- bzw. Straucharten hermachen. Neben Traubenkirschen werden auch Weißdorn, Schlehen, Pfaffenhütchen, Pappeln und Obstbäume befallen, so die Expertin, die beruhigt: Im Gegensatz zum Eichenprozessionsspinner sind die Gespinstmotten für den Menschen ungefährlich. Und auch den Bäumen schadet der Fressrausch nicht auf Dauer: „Sie treiben später im Jahr noch mal aus“, so die Erfahrung von Scholley-Pfab. Wer dennoch gegen die Raupen vorgehen möchte, sollte keinesfalls Gift verwenden, das schadet auch den natürlichen Feinden der Motten: Schlupfwespen, die ihre Eier in die Raupen legen, sowie Raub- und Sichelwanzen. Und wenn Vögel ein Loch im Gespinst entdecken, sind die Raupen ein gefundenes Fressen für die Jungen im Nest. Wer seinen Busch oder Baum trotzdem schützen will, kann das Gespinst mit einem Besen oder einem kräftigen Guss aus dem Wasserschlauch entfernen, rät Tarja Richter, Insektenexpertin beim bayerischen LBV. Aber nicht vergessen, die Raupen aufzusammeln, sonst klettern sie zurück. Etwa Mitte Juni ist der Naturspuk zu Ende: Dann verpuppen sich die Raupen am Fuß des Stammes – um Anfang Juli als schwarz gepunkte weiße Falter zu schlüpfen.
sus

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