Schweinerei mit Söder

von Redaktion

Zoff um Wettgrillen sorgt für Besucher-Ansturm und Tierschützer-Protest

Mahlzeit: Markus Söder probiert eine Steaksemmel.

Zwischenrufe per Megafon: Veganer und Tierschutzrechtler protestieren gegen die Veranstaltung.

Spanferkel, Würstl und Co: Insgesamt 20 Schweine wurden nach Angabe des Bürgermeisters verzehrt.

Erster Platz: Ein Team aus Fürth gewinnt das Wettgrillen in der niederbayerischen Kleinstadt und erhält als Preis einen Marzipankuchen in Schweineform. © dpa/Felix Hörhager (4)

Viechtach – Am Tag danach klingt Viechtachs Bürgermeister Franz Wittmann (CSU) hörbar angeschlagen. Bis ein Uhr nachts hätten sie noch aufgeräumt, erzählt er mit heiserer Stimme am Telefon. „Dann konnten wir nicht mehr. Wir waren fertig.“ Aber gelohnt habe sich die ganze Plackerei. „Das Fest war für uns ein voller Erfolg.“ Und dass der bayerische Ministerpräsident Markus Söder ebenfalls vor Ort war, das sei natürlich „super“ gewesen.

Am Samstag hat besagtes Fest, das Schweine-Wettgrillen von Viechtach, das schon seit einer Weile die Gemüter in Bayern erhitzt, nun stattgefunden. Dabei hatte sich Wittmann die Veranstaltung nur ausgedacht, um den Tourismus anzukurbeln. In Viechtach sei einfach zu wenig los, befand er. Damit rief er allerdings die Gruppe „Vegan in Viechtach“ auf den Plan, die sich vehement gegen das öffentliche Grillen von Schweinefleisch aussprach. Schützenhilfe kam prompt von der Tierrechtsorganisation Peta, die eine Protestkundgebung ankündigte. Der Bürgermeister aber hielt an den Plänen fest. Er bot der Gruppe an, sich an dem Fest zu beteiligen und für vegane und vegetarische Beilagen zu sorgen. Peta lehnte ab. Dafür kündigte nun kurzfristig der bekennende Fleisch-Esser Markus Söder seinen Besuch an.

Es war am Samstag also einiges geboten auf dem Viechtacher Stadtplatz vor dem Alten Rathaus. Und zumindest die Erwartungen des Bürgermeisters wurden bei Weitem übertroffen. Statt der anfangs „optimistisch erhofften“ 500 bis 1000 Besucher waren es am Ende laut Bürgermeister 10 000, die es sich bei Spanferkel und Schweinswürstl gut gehen ließen. Statt ursprünglich fünf geplanter Grillstationen waren es 16, die die Gäste bewirteten. „Wir waren trotzdem am Limit“, sagt Wittmann, der beim Ausschank geholfen hat.

Kurz vor Mittag kam dann auch der bayerische Ministerpräsident. Die Anwesenheit der Peta-Aktivisten, die sich hinter einem Grill mit Hunde-Attrappe versammelt hatten und Protestschilder hochhielten, ignorierte er geflissentlich. Stattdessen lobte der Ministerpräsident in seiner Rede das „Genussfest“ und warb, wie auch in den Sozialen Netzwerken, um Verständnis füreinander. Jeder, so Söder, solle doch das essen dürfen, was er essen wolle. Aus seiner Skepsis gegenüber einer fleischlosen Ernährung machte er indes keinen Hehl – auch aus wirtschaftlichen Gründen, wie er ausführte. Wenn es auf dem Oktoberfest nur Salat und Gurken gäbe, so seine Erklärung, würden wohl kaum so viele Besucher kommen.

Anschließend probierte sich Söder durch diverse Spezialitäten vom Spanferkel bis zur fränkischen Rostbratwurst, dann musste er weiter zum nächsten Termin, und für Bürgermeister Franz Wittmann ging die Arbeit weiter. So groß war der Ansturm, dass die Grillstationen bereits um 12.30 Uhr ausverkauft waren. Die Peta-Vertreter waren da auch schon wieder weg. Länger war ihr Protest nicht genehmigt worden.

Der Bürgermeister ist den Aktivisten in gewisser Weise sogar dankbar. „Erstens haben sie natürlich das Recht auf diesen Protest, der absolut friedlich verlaufen ist“, sagt er. „Zweitens haben sie dafür gesorgt, dass unser Fest weit über die Grenzen hinaus bekannt geworden ist.“ Aus ganz Bayern, ja sogar ganz Deutschland, seien Gäste nach Viechtach gekommen, um beim Schweine-Wettgrillen dabei zu sein. „Mit so einem Andrang haben wir nicht gerechnet.“

Auch wenn es fast im Trubel untergegangen ist: Gewonnen hat das Schweine-Wettgrillen eine Gruppe aus Fürth. Und im nächsten Jahr soll das Fest wieder stattfinden.
B. OSSBERGER

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