Riskante Flucht: Viele Asylbewerber werden in Kofferräumen ins Land geschleust. © Bundespolizei
Traunstein – Die Staatsanwaltschaft Traunstein hat vier mutmaßliche Mitglieder einer europaweit agierenden Schleuserbande angeklagt. Die Ermittler werfen den Männern vor, mindestens 797 Menschen illegal nach Europa gebracht und dafür von 2022 bis 2024 mehr als 3,3 Millionen Euro kassiert zu haben – wahrscheinlich sogar noch mehr.
Den 28, 32, 35 und 44 Jahre alten Verdächtigen wird die Durchführung zahlreicher gewerbsmäßiger Schleusungen vorgeworfen, unter anderem mit Todesfolge. Außerdem lautet die Anklage auf Anstiftung zum versuchten Totschlag, Verabredung zur Anstiftung zum Mord und Geldwäsche. Das Landgericht Traunstein muss nun entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird.
Die Syrer waren im November in Deutschland festgenommen worden – im Zuge einer europaweiten Spezialoperation in mehreren Ländern. Sie sind seither in Untersuchungshaft. Der 35 Jahre alte Angeklagte soll als einer der Anführer des internationalen Netzwerks in Deutschland agiert haben, das für den Großteil der Schleusungen entlang der Balkanroute von Syrien bis nach Deutschland verantwortlich sein soll. Unter anderem soll er eine Schleusung organisiert haben, bei der auf dem Fußweg von Belarus nach Lettland zwei Frauen infolge körperlicher Erschöpfung starben. Ihm werden zudem Anstiftung zum versuchten Totschlag und zur schweren Körperverletzung sowie Verabredung zur Anstiftung zum Mord in zwei Fällen vorgeworfen – dabei soll auch der 28-Jährige mitgewirkt haben. Beide sollen darüber hinaus einen Überfall auf den 44-Jährigen verübt haben, der die illegalen Finanztransaktionen des Clans durchgeführt haben soll.
Ziel der Bande war es den Ermittlern zufolge, Menschen meist syrischer Herkunft überwiegend von Serbien über Ungarn und Österreich nach Deutschland und teilweise in benachbarte EU-Länder zu schleusen. Insgesamt seien mindestens 129 banden- und gewerbsmäßige Schleusungen ermittelt worden. Die Flüchtlinge sollen dafür zwischen 4500 und 12 000 Euro gezahlt haben.
DPA